Sonntag, 30. Dezember 2012

Besser als Lego, schlechter als IKEA ...

Vorgestern kam ein "Paket" an, das durch eine Spedition geliefert wurde und 175 Kilo auf die Waage gebracht hat. Laut Angabe der Spedition, die hatte einen Tag früher angerufen um zu klären, ob ich daheim bin wenn sie den Schraubstock liefern. Wegen des Schraubstocks hätten sie nicht extra kommen brauchen, war dann aber glücklicherweise doch mehr.

 
Ich habe mich dann gleich mal ans Auspacken gemacht. Der Preis war gut, die Qualität ist gut aber die Bauanleitung ist eine Katastrophe. Alleine die Werkbank habe ich drei Mal teilweise wieder auseinandergebaut weil die Beschreibung so lückenhaft und wenig eindeutig war.




Irgendwann hat es dann aber geklappt und das Ding war fertig zusammengebaut. Zwischendurch habe ich dann noch die zweite Schicht auf den Boden des rechten Garagenteils aufgetragen. Wobei, zwischendurch ist gut, das hat drei Stunden gedauert und war echt mal anstrengend, das Zeug hat eine Konsistenz wie Honig und braucht beim Auftragen echt viel Kraft. Nebenbei habe ich auch dann mein bislang eher idyllisches Bild des Malerhandwerks revidiert.
Wie dem auch sei, als die Werkbank zusammengebaut war, musste ich natürlich gleich weitermachen. Da war noch so ein Hängeschrank dabei, der war als nächstes dran.


Und heute habe ich dann - nochmals fluchend weil ich das Ding natürlich wieder mehrere Male auseinander- und zusammengebaut habe dank der schlechten Anleitung - noch den Materialschrank zusammengepuzzelt. Wenn ich jetzt die Werkstattwände noch streiche, kann der erste Umzug beginnen ...


Donnerstag, 27. Dezember 2012

Weiter gehts !

Nachdem die Straßen nach all dem Regen zumindest salzfrei sein dürften und heute kurz auch mal trocken waren, habe ich mit dem Fahrzeugumzug begonnen. Natürlich hat es geregnet als ich den gelben überführt habe, das tut es aber jedes Mal wenn ich den aus der Garage hole und von dem her hat mich das gar nicht groß geärgert - auch wenn der mit Abstand am wenigsten Wasser von all meinen Autos verträgt.



So füllt sich der Platz dann langsam auch. Den Nachmittag habe ich dann damit verbracht, endlich mal den Farbaufstrich im "Arbeitsraum" aufzutragen. Ging eigentlich ganz gut und wurde auch höchste Zeit, denn heute hat die Spedition angerufen, morgen kommt die Werkstatteinrichtung. Eine zweite Schicht muss aber noch drauf. Und die Wände in der Werkstatt sind auch noch nicht gestrichen ...


Samstag, 15. Dezember 2012

Endlich !!!

Bald ein halbes Jahr habe ich jetzt meine Wochenenden "nichtschraubend" verbracht. Gerade die letzten Wochen habe ich bemerkt, dass mir da irgendwie der Ausgleich zur Arbeit fehlt und das ist auf Dauer echt unschön. Das wird aber jetzt definitiv ein Ende haben, gestern wurden die Garagentore verbaut, der Estrich ist trocken und so wird die Werkstatt jetzt nach und nach dem Verwendungszweck zugeführt, für den sie gebaut wurde.

   
Das Timing war perfekt, denn seit einer Woche zickt mein 3BG und will sporadisch nicht immer so gern anspringen. Bevor er auf die Grube konnte, mussten jedoch die Aussparungen abgedeckt werden und zwar so, dass die Konstruktion auch die 1,6 Tonnen des Wagens aushält. Tut sie ...


Der Fehler war dann auch schnell gefunden. Üblicher Verdächtiger ist in solchen Fällen ja gerne der Magnetschalter und der macht nach einer Prüfung nicht den Eindruck als dass er so funktionieren würde wie er soll.


Es steht zwar noch viel Arbeit an, das Arbeiten am Auto ist jedoch bislang echt toll. Dann kann ich jetzt ja endlich mal den immensen Wartungsstau abbauen, der sich bei einigen meiner Fahrzeuge angesammelt hat ...

Montag, 5. November 2012

Ägypten traditionell im November

Wie mittlerweile jedes Jahr haben wir die Herbstferien genutzt um noch einmal Sonne zu tanken und in eine ganz andere Welt zu entfliehen weil uns das Leben hier zunehmend zu anstrengend wird und der Perspektivenwechsel eine nahezu heilsame Wirkung auf uns hat. Also zumindest auf mich. Diesmal war es ehrlich gesagt bereits im Vorfeld etwas spannender als sonst weil die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes keine sonderlich schöne Sprache sprechen und Reisen nach Ägypten sehr einschränken. Diese sollten (auf das für uns relevante Maß heruntergebrochen) auf den Großraum Kairo und die Urlaubsgebiete am Roten Meer beschränkt werden, Überlandfahrten sollten generell vermieden werden, insbesondere auf dem Sinai. Die deutsche Botschaft in Kairo hat mir das bestätigt und dringend angeraten, dass wir uns in die Krisenvorsorgeliste eintragen sollten, was ich vor lauter "Stress" die Tage vorher natürlich vergessen habe. Eingefallen ist mir das dann als wir schon im Flieger saßen.
Folgende Eindrücke schildern meine persönliche Sicht der Dinge und mögen nicht in allen Ecken Ägyptens uneingeschränkt zutreffen, ich schildere aber trotzdem mal wie sich mir die Lage dargestellt hat.
Lustig wurde es bereits bei der Ankunft morgens um drei weil unsere Koffer nicht kamen. Ich habe dann irgendwann einen Anruf von der Autovermietung erhalten ob ich im Flieger gesessen bin weil der ja schon längst da sei. Also bin ich mal aus dem Sicherheitsbereich raus und habe den Wagen geholt während der Rest unserer kleinen Gruppe am Gepäckband stand und auf die Koffer gewartet hat.
Diesmal habe ich wieder einen Renault bekommen, der sehr ägyptisch an allen Ecken und Enden verkratzt und verbeult war, einen Riss in der Scheibe hatte und dessen hinterer, linker Reifen Luft verloren hat. Und vor allem: ohne Aufkleber der Autovermietung (!). Genau so ein Auto wollte ich haben, da ich keinen gesteigerten Wert darauf gelegt habe, sofort überall als Tourist erkannt zu werden. Der Mitarbeiter von Europcar (die buche ich immer und der Mitarbeiter kennt mich mittlerweile schon) hat das Übergabeformular sehr akribisch ausgefüllt und das möchte ich nicht vorenthalten:


Sehr witzig. Er hat dann noch gemeint: "you know this country, this is Egypt and this is normal". Als ich wieder in den Sicherheitsbereich zurück bin (und auch das ging problemlos, das sollte man mal in München probieren, aber ich war auch sehr nett zu dem Polizisten, der da saß und schlief und durch mich geweckt wurde) war relativ schnell klar, dass unsere Koffer in Frankfurt beim Umsteigen hängengeblieben sind. Scheinbar ist das ein typisches Frankfurt-Problem weil bei den zwei Mal, wo mir das passiert ist, musste ich jedes Mal in Frankfurt umsteigen.
Wir sind dann absolut problemlos (nur diesmal erstmalig auf Anraten hin mit verschlossenen Türen) durch das nächtliche (oder eher frühmorgendliche) Kairo zum Kloster der Borromäerinnen gefahren, wo wir auch diesmal wieder nächtigen konnten und wo man uns bereits erwartet hat. Dort wurden wir dann auch mit der notwendigen Wäsche versorgt um zumindest die erste Zeit überbrücken zu können. Nach einer kurzen Nacht  sind wir dann erst mal auf die typische Runde gegangen: Tahrirplatz, Nil, Khan Kalili. Vorher habe ich mir mal das Auto näher angeschaut, das war echt mal eine Schau. Mir hats gefallen mit all seinen Kratzern, Beulen und sonstigen Kampfspuren.

  
Bereits zu nächtlicher Stunde im Bett war mir ausgefallen, dass es in der Straße hinter dem Kloster, die zum Innenministerium führt, so ungewohnt ruhig war. Normalerweise fahren da die Autos über so eine Rinne, in der die Tyre Killer aufbewahrt werden und die ist mit so einem Metalldeckel gesichert, der einen Höllenlärm veranstaltet wenn man drüberfährt. Der Grund für die Ruhe war schnell gefunden:


So wie ich das sehe, hat man da eine Mauer erbaut um die Demonstranten abzuhalten, die vom Tahrirplatz erbost in Richtung Innenministerium gehen. Wenigstens ist sie schön bemalt:


Schön bemalt ist auch die Mauer der American University Cairo, die permanent als Fotohintergrund für Ägypter herhalten muss. Wir haben ein paar Mal angehalten um nicht durchs Bild zu laufen.



Was mir gleich aufgefallen ist war die in meinen Augen wieder massive Polizeipräsenz im Vergleich zu den beiden Besuchen im letzten Jahr. Die dürfte mittlerweile wieder prärevolutionäre Züge angenommen haben. Auch hatte ich den Eindruck, dass man sich im Straßenverkehr wieder mehr an die Weisungen der Verkehrspolizei hält. Ich wollte auf jeden Fall über eine rote Ampel fahren und es war relativ schnell klar, dass ich das besser nicht tun sollte. Der touristische Teil des Bazars war geöffnet aber wegen des Opferfestes war der nichttouristische Teil ziemlich verwaist, ein ungewohntes Bild. Deswegen konnten wir diesmal auch leider keine Gewürzgroßbestellung aus Nürnberg abarbeiten.


Am späten Nachmittag sind wir dann nochmal in die Unterkunft und anschließend zum Abendessen ins Arabesque. Wegen des Opferfestes war auf den Straßen rund um den Tahrirplatz die Hölle los. Ein Vorankommen war kaum möglich, die Talaat Harb Straße war so voller Menschenmassen, dass an eine Durchfahrt mit dem Auto nicht zu denken war. Einige haben es trotzdem versucht, hupend und schimpfend, in regelmäßigen Abständen ist ein Feuerwerkskörper in unserer Nähe explodiert, der natürlich in keinster Weise europäischen Sicherheitsbestimmungen entsprochen hat und das Ganze wurde noch von hunderten trötender Vuvuzelas gekrönt, welche die Ägypter scheinbar für sich (ganz neu) entdeckt haben. Herrlich !!! Ich habe mal versucht, das Ganze in der Talaat Harb zu filmen, wurde dann aber eingebremst. Am Tahrirplatz hat es dann geklappt, dort war aber wesentlich weniger los, der war fast schon menschenleer...




Anschließend galt es dann noch, den traditionellen Friseurbesuch beim Hero Egypt zu absolvieren. Hero Egypt deswegen weil der gute Mann seiner Aussage zufolge eine tragende Rolle bei der Revolution und den Nachwirkungen eingenommen hat und mir jedes Mal voller Stolz die Zeitungen zeigt und die Videos der Fernsehübertragungen vorspielt, in denen er zu sehen ist. Ganz besonders stolz ist er auf ein Schreiben der Amerikanischen Universität, die ihm dafür dankt, dass er während des politischen Umbruchs stets ein wachsames Auge auf den Campus hatte. Ich bin bei jedem Kairobesuch bei ihm und spare mir die Friseurbesuche extra auf. Nachdem mein Rasierer auch im Koffer war, habe ich ihn gebeten, mir die Bartstoppel wegzumachen. Wieso auch immer hat er das zunächst trocken versucht, was natürlich in die Hose ging und blutig endete. Also dann anständig und mit Schaum und das Ergebnis war wesentlich besser. Irgendwann einmal habe ich Bilder abgezogen, um sie in den Wohnwagen zu hängen und da war auch eines von ihm und mir dabei. Marie hat dann aber protestiert und gemeint, dass sie das da eigentlich nicht hängen haben will, was so betrachtet auch irgendwie wieder verständlich ist. Also habe ich ihm das mitgebracht und das steht scheinbar seitdem bei ihm auf dem Rasiertisch. Auf jeden Fall kam mal irgendwann einer rein, schaut mich an und meint: "Hei, das ist ja der Typ auf Deinem Bild". ;-)
Anschließend sind wir dann zurück ins Kloster, da der Tag lang und die Nacht kurz war.


Morgens um fünf sollten die Koffer kommen, wir waren gespannt. Man hat uns auch gleich gesagt, dass wir nicht aufstehen bräuchten, das würden die Schwestern für uns übernehmen, da es langsam mal an der Zeit sei, dass wir unser Schlafdefizit aufholen. Widerrede zwecklos, sehr nett ! 
Am nächsten Morgen waren die Koffer dann auch wirklich da, ich hatte eindeutig zu wenig Vertrauen in dieses kleine Baggage-Tracing Zettelchen. Verrückt gemacht haben wir uns aber auch nicht, es hätte auch nicht viel gebracht außer Urlaubsärger und den konnten wir nicht gebrauchen. 

  
Anschließend ging es dann erst einmal in die christliche Kirche. Nachdem alle deutschsprachigen Priester ausgeflogen waren, gab es die Messe auf italienisch, was etwas mühsam war. Anschließend haben wir noch ein Hotel besichtigt, das ich gegebenenfalls nächstes Jahr buchen möchte und dann ging es zu den nervigen Pyramiden. Ich müsste das nicht unbedingt jedes Mal haben, sehe aber auch ein, dass für jemanden, der zum ersten Mal in Ägypten ist ein Kairobesuch ohne Pyramiden kein vollwertiger Besuch ist. Die nervigen Kameltreiber, die einem weismachen wollen, dass die Zufahrt zum Pyramidenplateau gesperrt ist und man deswegen unbedingt ein Kamel nehmen sollte, haben wir traditionsgemäß mit dem Auto umgemäht, die springen dann schon auf die Seite wenn sie merken, dass man nicht bremst. Ansonsten habe ich die Pyramiden so noch nie erlebt: Menschenmassen ohne Ende. Das nimmt ordentlich Druck aus der Sache und man kann sich da dann sogar relativ frei bewegen. 




An den Pyramiden habe ich dann auch bemerkt, dass der linke hintere Reifen unseres Mietwagens Luft verliert und schon leicht platt war. Luftstationen finden sich in Ägypten nicht wirklich an jeder Ecke aber ich hatte Hoffnung, dass wir an der Esso-Tankstelle Erfolg haben würden, die uns schon 2009 mit einigen westlichen Produkten (Milka, Ferrero und so Zeugs) den Nachmittag im Hotel versüßt hat. Ich wurde nicht enttäuscht und gleich mal Zeuge einer ägyptischen Straßenszene. Ein Taxifahrer wurde nicht so schnell bedient wie er das erwartet hätte und da sind natürlich gleich mal die Emotionen hochgekocht. Eh klar. Dann kam der Chef und hat den Luftfüller geschimpft und der war dann so in seiner Ehre gekränkt, dass er gleich den Dienst quittiert hat. Essojäckchen ausgezogen, auf den Boden geworfen und weg war er. Da es aber an Arbeitskräften nicht mangelt hat es keine Minute gedauert bis ein Nachfolger gefunden war. Der hat das Jäckchen aufgehoben, angezogen und weiter gings. Um ganz sicher zu gehen, dass es diesmal länger hält hat er alle 4 Reifen jeweils auf 3 Bar aufgepumpt ;-).  
Abends ging es dann noch zum Essen und anschließend in der wieder prall gefüllten Talaat Harb Straße zum Koueider, DEM netten Fachgeschäft für Baklava von nebenan, wo wir uns für die nächsten Wochen eingedeckt haben ;-).
Zwei Tage Kairo waren genug, wir wollten uns ja auch noch erholen und so sind wir dann über Suez auf den Sinau gefahren, Ziel Nuweiba/Tarabin. Das Auswärtige Amt rät von Reisen innerhalb Ägyptens ab und sperrt den Sinai für Touristen komplett - mit Ausnahme der allseits bekannten Hotelbunker. Bis Suez lief alles problemlos, genau so wie sonst auch immer. Der Kanaltunnel wird mittlerweile nicht mehr so extrem streng bewacht wie noch letztes Jahr, die Durchfahrt erinnerte an 2009. Dennoch war natürlich Militärpräsenz vorhanden. Im Vorfeld hat man uns gesagt, dass die direkte Verbindungsstraße zwischen Suez und Taba aus Sicherheitsgründen für Ausländer gesperrt sei, da ist es in letzter Zeit sporadisch zu Überfällen und Entführungen gekommen. Man hat uns aber auch gesagt, dass einem manchmal die Fahrt genehmigt wird, es aber sein kann, dass man auf halber Strecke umkehren muss. Das wollten wir nicht riskieren und haben den etwas kürzeren Umweg in Richtung Sharm el Sheikh in Kauf genommen jedoch gehofft, dass wir über das Katharinenkloster abkürzen können. 


Ich will da nichts verharmlosen, ich weiß um die Vorkommnisse auf dem Sinai und habe im Vorfeld auch die Reisehinweise diverser Auswärtiger Ämter studiert aber zumindest auf dieser Strecke war die Situation sicher und auch die Polizei hat für die nötige Sicherheit gesorgt. Es gab zahlreiche Checkpoints, bei denen wir außerordentlich freundlich und entgegenkommend behandelt wurden. Leider hat man uns aber nicht erlaubt, bei Ras Abu Rudeis in Richtung Katharinenkloster abzubiegen. Also erlaubt hätte man es uns schon, der Polizist wollte jedoch meinen Führerschein und den Fahrzeugschein als Pfand und das wollte ich nicht. Und so mussten wir den Umweg über Sharm und Dahab in Kauf nehmen und das sind immerhin fast 200 Kilometer mehr. Es ging relativ flott voran weil ich mich geschwindigkeitsmäßig an den Ägyptern orientiert habe, 90 sind erlaubt, wir waren immer so zwischen 130 und 150. Nachdem diese Strecke sehr gut ausgebaut ist, ging das auch. 
Irgendwann sind wir dann auch an einem der sehr wenigen Orte angekommen, an denen ich mich auch so wirklich erholen und komplett abschalten kann, an unserem Hotel in Tarabin, das uns 2009 nach der denkwürdigen Überquerung des Roten Meeres und der anschließenden Fahrzeugeinfuhrprozedur nachts um eins so freundlich aufgenommen hat und das wir damals nur sehr schweren Herzens verlassen haben. Wir haben damals spontan noch einen Tag drangehängt und fahren seitdem regelmäßig dorthin. Samer, den Besitzer kennen wir mittlerweile ganz gut und sein Konzept "your second home" geht sehr gut auf. Alles läuft ohne Stress. Frühstück gibt es bis 11.30 Uhr, dass man auch ausschlafen kann, Strand direkt nach Verlassen des Zimmers, eigentlich ist das ganze Hotel ein einziger Strand. Alles sehr ruhig und friedlich und man kann nahezu rund um die Uhr Essen bestellen und zwar an jeden und wirklich jeden Ort innerhalb der kleinen Anlage. 




Ich habe die Tage ausschließlich mit Essen, Schlafen, Schnorcheln (ja, dort gehe sogar ich mal ins Meer) und Lesen verbracht. Na ja, fast, ein Highlight mussten wir natürlich noch haben: auf dem Sinai herrschte akute Benzinknappheit und unser Tank war leer. Wir haben drei Tage auf den Tanklaster gewartet, waren dann zur angegebenen Zeit an der Tankstelle und da gab es gleich das nächste Highlight: Schlagen von Autos, der Tanklaster wurde noch entleert. Da gibt es dann die, die brav warten und diejenigen, die meinen, sie müssen gar nicht brav warten. Die fahren vor, quetschen sich dazwischen oder stellen sich von der anderen Seite aus an. Das ist alles kein Problem, solange man nicht tanken kann, ist alles ruhig aber sobald es das geringste Anzeichen gibt, dass man tanken kann, bricht das absolute Chaos aus. Hupen, Drängeln, es kommt Bewegung in die ganze Sache. Die Hälfte der Autos ist übrigens gleich wieder weggefahren, die brauchten gar kein Benzin, sind da wohl nur hin weil sich da etwas gerührt hat. Irgendwann bricht dann mal ein Streit aus zwischen denen, die brav gewartet und denen, die sich vorgedrängelt haben. Wir haben das leicht amüsiert beobachtet und darauf gewartet, dass dann bald mal die Faust irgendwo fliegt, bis der nette Herr vor uns gemeint hat, dass wir alle umdrehen müssten weil sich die Schlange gerade dummerweise so gebildet hätte, dass das Tankloch auf der falschen Seite ist und der Schlauch fix sei, also nicht viel Spielraum lässt. Wie macht man das also wenn man nicht möchte, dass sich beim Wenden jemand dazwischendrängelt ? Man wendet so, dass zwischen Vorder- und Hintermann maximal 10 cm Platz bleibt. Haben wir dann auch gemacht und beinahe noch den netten Herren zusammengefahren, der immer wieder mal zwischen mich und sein Auto gesprungen ist weil ich natürlich die 10 cm nicht eingehalten habe. Ja wie auch ? Auf jeden Fall hat er das gemanagt und irgendwann waren wir dann auch mal dran. 40 Liter, 10 Euro. Ich bin mal gespannt, wann die Regierung die Benzinsubventionen für Ausländer aufhebt, eigentlich kann das gar nicht gehen.    
Am nächsten Tag hieß es dann morgens um 6.00 Uhr Abschied nehmen. Und natürlich war der Reifen hinten schon wieder platt. Wo sollte ich jetzt um diese Uhrzeit Luft hernehmen ? Die Tankstelle hatte geöffnet aber keine Luft. Im Hafen von Nuweiba bin ich dann fündig geworden, Gott sei Dank. So hätte ich nicht fahren brauchen. Gab wieder geschmeidige 3 Bar in jeden Reifen. 
Ein weiteres Problem war, dass ich nicht bedacht hatte, dass es vielleicht auf dem gesamten Sinai benzintechnisch nicht viel besser aussehen könnte und das hat es dann natürlich auch nicht getan. Und so sind wir mit 4,5 Liter Restsprit im Tank in Suez angekommen wo wir glücklicherweise bedient werden konnten, wenn auch nur mit 90 Oktan. Hätten wir dort kein Benzin bekommen, hätten wir echt mal ein Problem gehabt. Bis zum Flughafen waren es nämlich noch gut 100 Kilometer und dieses kleine Abbild von einem Auto hat immerhin 8,5 Liter gebraucht. Auf der Gegenseite war der Kanaltunnel dann auch wesentlich strenger bewacht. Wir mussten raus und wurden durchsucht. Also nicht wir, eher unsere Koffer und davon auch nur einer. Nachdem geklärt war, für was die Dinge im Koffer gut waren, konnte es dann auch weitergehen. Also fast gleich, ich habe bislang vergessen zu erwähnen, dass der Kofferraum bei unsachgemäßer Schließung nicht zubleiben wollte und das jedes Mal eine kleine Reparatur nach sich gezogen hat um diesen misslichen Zustand zu beheben. Der Soldat hat mir belustigt zugeschaut. Vor uns war dann ein jordanischer LKW im Tunnel, der jedem deutschen TÜV-Prüfer noch vor der Inspektion beim bloßen Anblick einen schnellen Herztod beschert hätte: keine Rücklichter, stinkende Bremsen, gebrochener Heckabschluss, ein zerplatzter Reifen (hat den Fahrer aber absolut nicht gestört) und hinter dem ging es dann mit 20 km/h her, schneller ging nicht und jedes Mal wenn er Gas gegeben hat kam eine derartige Ölwolke aus dem Auspuff, dass wir für Sekunden im Blindflug unterwegs waren. Klingt beängstigend, ich finde das alles herrlich.      
Natürlich hat das jetzt keine besonders hohe Aussagekraft weil meine Einblicke in das Land mehr als beschränkt waren aber ich persönlich sehe keinen großen Unterschied in der Sicherheitslage zu der Zeit vor der Revolution. Natürlich waren wir wachsam und aufmerksam und sind kein Risiko eingegangen aber die Menschen waren nett, freundlich und hilfsbereit wie immer und zumindest auf mich hatte es den Eindruck, dass der Staat alles in seiner Macht stehende unternimmt um für die Sicherheit zu sorgen. Zumindest dort wo wir waren ist das auch gelungen.     
Der Rest ist schnell erzählt. Auto abgeben, Einchecken, Einkaufen im Duty Free und ab nach München. Diesmal kamen sogar unsere Koffer mit, ging ja nicht über Frankfurt. Und nächstes Jahr wieder, diesmal sogar schon im April. 


    

Freitag, 31. August 2012

Georgien-Armenien-Iran-Irak: ein erster Bericht

Es wird diesmal einige Monate dauern bis der Reisebericht verfasst ist und deswegen versuche ich mal, einen kurzen Einblick zu vermitteln. Ich bezweifle aber, dass das mit dem kurz klappt ... ;-)

Wir wollten ja eigentlich sesshaft werden. Letztes Jahr im November bin ich an meinem Rechner gesessen, Marie hat Fernseh geschaut. Plötzlich kam aus dem nichts eine Bemerkung von ihr: Du, ich würde mal gerne nach Georgien fahren. Klingt interessant, das würde passen weil ich würde gerne in den Iran und das lässt sich kombinieren, kam dann von mir als Antwort. Das hat gereicht um die Reise als beschlossen zu betrachten. Es folgten Monate intensivster Vorbereitungen, die notwendig waren, da es sich hierbei um eher nichttouristische Ziele handelt. Es wurden verschiedene Routen eruiert, Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes analysiert, Einreisebestimmungen erfragt und erlesen, Blogs durchforstet, das Auto auf Herz und Nieren geprüft, Visa organisiert, die Routen aufgrund aktueller Ereignisse geändert, Facebook deaktiviert, da das nicht in allen Ländern gerne gesehen ist wenn man da ein Konto hat und sich negativ auf die Visumserteilung auswirkt, ein 100-seitiges Routenbuch erstellt ... bis es dann am 5.8. endlich so weit war. Die Reise konnte losgehen.





Das Ganze hat schon mal außerordentlich bescheiden begonnen. Ich habe 12 Stunden vor der Abfahrt noch einmal die Schlauchschelle an der Wasserpumpe nachgezogen weil die Verbindung leicht undicht war und habe dann so unterm Auto liegend bemerkt, dass die Vorderachse an beiden vorderen Aufhängungen ca 1-2 cm nach unten hängt und der Gummi sich so pilzförmig von oben nach unten zieht. So brauche ich die 12000 Kilometer durch Schlaglöcher, über Holperpisten und teilweise nicht mehr vorhandener Straßen aber nicht fahren. Samstag Nachmittag war auch an die Lager nicht mehr zu kommen und ich hatte auch keine Zeit mehr die Achse neu zu buchsen. Also habe ich eine orientmäßige Reparatur durchgeführt, mir Gummimatten zurechtgeschnitten, die ich 1996 bei der Bischofsweihe vom Mixa vom Bayerischen Rundfunk bekommen habe und das Ganze mit dicken Beilagscheiben fixiert. Sieht wild aus, hat aber die ganze Strecke ohne Probleme gehalten.


Am Sonntag ging es dann morgens um 4.00 Uhr los, wir hatten in den ersten zwei Tagen viel Strecke zu machen. Über Österreich, Slowenien, und Kroatien ging es nach Serbien, wo wir in Belgrad die erste Übernachtung eingeplant hatten.
Dann ging es am nächsten Tag weiter nach Bulgarien.

  
Man hört und liest einige sehr unschöne Dinge über den Bulgarientransit, auch die Informationsbroschüre des bulgarischen Innenministeriums trägt nicht zur Beruhigung bei. Da ist von falschen Polizisten die Rede, von GPS-Geräten mit Panikbutton, die man sich an der Grenze ausleihen soll und von anderen wenig beruhigenden Fakten. Entweder es hat sich da viel getan oder wir hatten Glück, die Fahrt durch das Land war absolut problemlos. Auch auf der Rückreise. Wir hatten uns für die ersten beiden Tage ein olympisches Ziel gesetzt, da wir uns am Abend des zweiten Tages mit 30 Kilometer hinter Istanbul mit dem Josef, einem Kumpel aus der Passatszene treffen wollten, der beruflich mittlerweile fast permanent dort tätig ist. Also ging es ohne Zeit zu verlieren gleich in die Türkei ...


... und über den Bosporus ...




nach Bayramoglu, wo wir dann auch im ersten 4-Sterne-Haus der Reise einen schönen aber leider viel zu kurzen Abend mit Josef verbracht haben.


Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht konnten wir die Reise dann etwas gemächlicher angehen lassen, aber nur ein bisschen. Mal nicht morgens um 5 losfahren sondern gemütlich frühstücken. Das Tagesziel war Samsun an der Schwarzmeerküste. Auf halber Strecke habe ich dann bei einer Pause bemerkt, dass ich einen Fremdkörper im Reifen habe.


Ich hatte aber keine gesteigerte Lust, meine Dachaufbau abzurüsten und so habe ich den Reifen bei einem Oto Lastik flicken lassen, einem Reifenservice, der in der Türkei sehr zahlreich und an nahezu jeder Raststätte vertreten ist. Das Ganze wurde gedolmetscht und begleitet von einem sehr netten Deutschtürken, der die gleiche Strecke gefahren ist und uns immer wieder mal unterwegs begegnet ist. Der hat uns dort wieder mal gesehen und angehalten - trotz einer elendiglich langen Strecke von Istanbul bis hinter Trabzon, die er natürlich ohne Schlafpause bewältigt hat. Krass.


Dann hatten wir noch ein nettes Erlebnis als plötzlich ein LKW-Fahrer kam und uns eine Deutschlandfahne für das Autofenster geschenkt hat mit der Bemerkung: when back in Allmania, then hang up. Good Bye.
Der Reifen war schnell geflickt (aber nicht wirklich tüvkonform) und gewuchtet und dann konnte es auch weitergehen. Wir haben Samsun dann gut erreicht aber leider ohne Autobahn und mit vielen Baustellen, was die Fahrt dann ziemlich in die Länge gezogen hat.
Das haben wir auch kräftemäßig am kommenden Tag bemerkt und deswegen spontan in Rize, einem Teeanbaugebiet am Schwarzen Meer nachmittags um vier, 150 Kilometer vor der georgischen Grenze die Segel gestrichen weil uns da ein sehr gutes Hotel angelacht hat, dem wir nicht widerstehen konnten.

Bei sichtlich besserer Verfassung ging es dann am nächsten Tag an die Georgisch-Türkische Grenze. Die Einreise war absolut problemlos. Das Einzige, was etwas störend war, war die Tatsache, dass weder eine KFZ-Versicherung gefordert wurde, noch irgendwo die Möglichkeit bestand, eine entsprechende Police abzuschließen. Andere Länder, andere Sitten...


Wir sind dann anschließend direkt nach Batumi, einer Badestadt am Schwarzen Meer und haben dort unser Hotel bezogen. Dies war dann auch mit zwei Übernachtungen die erste, kurze Regenerationspause.

Georgien hat uns von Anfang an überzeugt. Die Menschen freundlich, alles sehr sauber, Landschaft und Architektur sehr ansprechend. Genau das hatten wir eigentlich nicht erwartet wobei wir aber auch keine wirklichen Erwartungen hatten.




  

Am zweiten Tag gab es dann noch eine kleine Einlage. Wir waren gerade beim Mittagsschlaf als es an der Türe klopfte. Davor stand eine Hotelmitarbeiterin, die gemeint hat, das georgische Fernsehen sei da und würde uns gerne interviewen. Haben wir natürlich gemacht. Die ganze Aktion war recht spaßig (wir wurden mit dem Auto durch die Stadt gefahren) aber irgendwo auch sinnfrei. Interview gab es nicht viel, man hat uns überwiegend gefilmt wie wir die Stadt besichtigen. Auch gut ...



Am nächsten Tag ging es dann in Richtung Tiflis. Von den 370 Kilometern waren 300 nicht auf der Autobahn und zwar genau so wie ich das mag. Gib ihm, gib Gas, überhole wann immer Du willst und wenn einer ehtgegenkommt, gib mal zur Sicherheit die Lichthupe. Vier nebeneinander gehen eigentlich immer ... ;-). Ist aber irgendwie indirekt proportional zum fehlenden Versicherungsschutz der Verkehrsteilnehmer.



Die letzten 70 Kilometer waren dann Autobahn, das war dann trotz allem eine ziemliche Wohltat !



Die Einfahrt nach Tiflis verlief problemlos. Tiflis ist der Wahnsinn. Dort wird gebaut wie in Ostdeutschland nach der Wende. Dementsprechend gibt es eigentlich nur zwei Zustände von Häusern. Entweder so:



Oder in der Generalsenierung/Renovierung oder bereits fertig. Unser Hotel lag direkt in einer Bauzone und so hatte ich einen absolut sicheren Parkplatz weil direkt in der Baustelle und die wird nachts durch Security überwacht ;-).


Tiflis bietet jede Menge Sehenswürdigkeiten. Besonders beeindruckend sind das Kloster (keine Burg wie man meinen könnte) und der Stadtberg, der per nigelnagelneuer Seilbahn erklommen werden kann.



Ja, ich gebs zu, wir konnten nicht widerstehen als wir da dran vorbeigekommen sind.



Es war aber eher Neugierde als die Sehnsucht nach bayerischem Essen... ;-)

Eine Besonderheit im Kaukasus sind die singenden Brunnen. Abends wenn es dunkel ist wird Musik gespielt und die Brunnen erzeugen feuerwerksmäßig Fontänen im Takt der Musik. Das ist wirklich sehenswert und beeindruckend.


Spaßig ist auch ein Supermarktbesuch. Da kommt man sich nämlich vor wie im EDEKA. Ich würde mal sagen, 80% aller Produkte sind ausnahmslos deutsch.


In Tiflis selbst waren wir noch einmal drei Nächte, dann war es auch schon wieder an der Zeit für das nächste Land: Armenien. Über die Einfuhr des KFZ lagen keine eindeutigen Bestimmungen vor, klar war nur, dass es eigentlich gehen müsste. Es ging auch, war sogar auch nur ganz leicht chaotisch. Also machbar. Hier mussten oder eher durften wir auch eine Versicherung abschließen.

 
Ziel war hier ganz klar die Hauptstadt Yerevan. Die 300 Kilometer durften ohne Autobahn und auf deutlich schlechteren Straßen, dafür durch beeindruckende Landschaften zurückgelegt werden.



Hier war alles eine Spur weniger entwickelt und sauber als in Georgien aber nach wie vor sehr ansehlich. Besonders schön sind der Hauptplatz mit dem singenden Brunnen und die Kaskade, deren Besteigung bei 40 Grad etwas mühsam (das sieht hier wesentlich kleiner und weniger steil aus als es in Wirklichkeit war) aber im Hinblick auf den Ausblick absolut lohnenswert war.



Auch hier waren die Menschen unbeschreiblich nett, freundlich und hilfsbereit. Nach zwei Tagen hieß es dann weiterfahren in Richtung iranische Grenze. Eine landschaftlich atemberaubende Strecke über Passstraßen lag vor uns. Natürlich 300 Kilometer keine Autobahn, eh klar. Darüber hinaus ging es durch eine Konfliktregion (Berg Karabach, armenisch-aserbaidschanische Grenzregion), wovon wir aber nicht viel mitbekommen haben. Als erstes wies uns der Ararat den Weg, wenn man den auch wegen der starken Luftverschmutzung kaum sehen konnte.


Irgendwann wies uns dann aber gar nichts mehr den Weg. Kein Schild, nichts. Das war aber kein Problem, denn immer wenn wir falsch fuhren, wurden wir durch am Straßenrand stehende Armenier oder lichthupende Autofahrer auf den richtigen Weg verwiesen, ohne dass wir hätten fragen müssen. Ich sag ja, sehr nette Leute !



Teilweise war die Strecke aber auch nervig weil stellenweise sehr viel Schwerlastverkehr war und sich die LKWs nicht wirklich gut überholen lassen. Und ganz so todesmutig wie die Einheimischen bin ich dann doch nicht ...





Vielleicht hatten wir aber auch einfach noch nicht die Gelassenheit der Einheimischen angenommen ;-).


Irgendwann war es dann so weit, der Iran war in greifbarer Nähe. Ursprünglich hatten wir geplant, die Grenze nicht mehr an diesem Tag zu passieren aber angesichts eines mangelnden Hotelangebotes und der frühen Uhrzeit (es war gerade erst halb fünf) haben wir uns entschieden, doch gleich noch über die Grenze zu fahren. Wenn man immer wüsste, was einen da erwartet, hätten wir eine andere Entscheidung getroffen ;-)



Die Ausreise aus Armenien hat drei Stunden gedauert. Reine Schikane weil man das Land auf der anderen Seite des Grenzflusses nicht mag. Genau so war das. Und das hieß, dass wir auf der anderen Seite genau in die Zeit des Fastenbrechens gefallen sind, es war ja immer noch Ramadan und das steht den Grenzbeamten auch zu. Unsere Einreise war eine Sache von 15 Minuten, dann waren wir im Land. Mich hat das selbst überrascht, ich hätte da mit wesentlich mehr Aufwand gerechnet. Als ich das Auto einführen wollte ging die Sonne unter, also erst einmal eine Stunde warten. Noch vor der Einreise konnte ich erahnen, was für einmalig nette Menschen die Iraner sind, hatte ich noch auf armenischer Seite zwei Telefonnummern für den Fall, dass ich jemanden bräuchte, der Farsi und Englisch kann, die letzten Posten auf armenischer Seite habe ich unter Hilfe von zwei Persern bezwungen, die mir genau gesagt haben, was zu tun ist. Unglaublich. Marie hat auch eine Iranerin in ihrem Alter getroffen und sich mit ihr angefreundet, genau dasselbe. Nach dem Fastenbrechen hat der Zoll dann unser Auto eingeführt, das war binnen einer Stunde erledigt. Nur dann war es schon halb elf und wir hatten immer noch kein Hotel. Maries Freundin wollte mit ihrer Familie noch nach Teheran fahren (sind ja nur 750 Kilometer). Das nächste Hotel sei in der iranisch-aserbaidschanischen Grenzstadt, da fahren sie einen Umweg und zeigen uns wo das liegt, wir sollen einfach hinter ihnen herfahren. Das haben wir dann auch getan, haben uns bedankt und verabschiedet. Leider war das Hotel voll und dann begann eine wahnsinnige Irrfahrt ohne Ergebnis. Nachts haben wir dann direkt auf der Straße einen jungen Iraner aufgegabelt, der zwei Stunden geopfert hat um uns in einem "Motel" außerhalb unterzubringen was wegen der Auflagen für Touristen gar nicht so einfach war. Das zu beschreiben würde den Rahmen sprengen aber auch hier haben die Menschen alles getan um uns weiterzuhelfen und das hätten wir in dieser Form nicht erwartet. Absoluter Wahnsinn ! Um 1.30 Uhr waren wir dann im Bett und am kommenden Morgen haben wir erst gesehen wo wir da gelandet sind ;-)


Der nächste Tag war ein bisschen planlos. Wir wollten ans kaspische Meer und eigentlich das Erdbebengebiet um Tabriz meiden aber nachdem wir so weit westlich waren und die wesentlich besseren Straßen über Tabriz führen (dachten wir, stimmt aber so nicht), haben wir doch diese Route genommen und uns in der Stadt extrem verfahren und zwei Stunden verloren. Lange Rede, kurzer Sinn: das war ein Tag, der uns zwar schöne Landschaften gezeigt aber sonst nicht viel gebracht hat. Abends dasselbe Spiel: der halbe Iran war wohl am kaspischen Meer und so war es gar nicht so einfach, ein Hotel zu finden. Irgendwann hatten wir dann Glück - wenn auch nur noch die Suite verfügbar war. Egal, an diesem Tag und nach der kurzen Nacht hätte ich notfalls die Präsidentensuite gebucht ;-)


Gekostet hat das Zimmer 2.300.000 Rial, was in etwa 90 Euro entspricht. Die Währung ist "leicht" inflationär ;-)



Der nächste Tag begann dann mit dem erfolglosen Versuch, eine KFZ-Versicherung für das Auto abzuschließen. Nachdem ich beim fünbften Versicherungsbüro in Teheran keine Chance hatte, habe ich das dann aber aufgegeben. Der Tag startete spektakulär mit Starkregen. Bei fehlender Kanalisation und durch Seen überflutete Straßen wird das schnell zum russisch Roulette weil selbst wenn man Schlaglöcher noch erkennt, sieht man nicht, ob die fünf oder fünfundzwanzig Zentimeter tief sind. Das ist zwar irgendwo lustig aber nicht wirklich gut fürs Auto.




Irgendwann war die Regenphase vorbei und es ging mit schnellen Reifen und teilweise auf perfekter Autobahn nach Teheran.



Dort haben wir uns im Grand Hotel Ferdosi einquartiert. Eine absolut empfehlenswerte Adresse und wesentlich weniger teuer als es klingt. Irgendwie merkt man, dass wir älter werden, wir sind diesmal bei den Hotels wenig Kompromisse eingegangen. Auf jeden Fall war das ein lustiges Bild mit unserem mittlerweile ranzigen Auto direkt vor dem Hotel.


Während der ganzen Reise war das Auto immer ein Anziehungspunkt und Gesprächsgrundlage. Wir wurden so oft angesprochen wegen des alten Autos, mit dem wir von Deutschland aus so weit fahren. Irgendwie geht mein Plan, mit einem alten Auto zu fahren um nicht groß aufzufallen absolut nicht mehr auf. Egal. Diesen Schnappschuß konnte ich aus dem Hotelzimmer fotografieren, er zeigt ziemlich genau, wie viel Aufsehen unser alter Passat erregt hat.


Teheran selbst ist jetzt nicht so extrem sehenswert. Schon gar nicht wenn zwei Feiertage hintereinander sind und deswegen die zahlreichen Museen geschlossen haben. Wir haben die zwei Tage einfach genutzt um uns zu entspannen und Land sowie Leute näher kennen und einschätzen zu lernen.


Dementsprechend waren wir Einkaufen (ich habe schnell gelernt, dass der gesetzlich vorgeschriebene Mantel und Kopftuch durchaus ein modisches Accessoire sein kann) ...








... ich habe meinen obligatorischen Orient-Friseurbesuch vollzogen und zwar GENAU (!) so wie ich mir das vorstelle ;-) ...



... und wir haben es uns in traditionellen persischen Teehäusern gutgehen lassen !


Dermaßen entspannt waren wir dann bereit für das nächste Ziel: Isfahan. In die Großstädte rein kommt man immer ganz gut, raus ist aber immer ein ziemliches Problem. Also haben wir uns von einem Taxi auf die Autobahn lotsen lassen. Das hat sich auch auf früheren Reisen bewährt und funktioniert ganz gut - vorausgesetzt der Taxifahrer versteht was man von ihm will.



Unterwegs gab es natürlich auch wieder irre Landschaften und irre Fälle von Ladungssicherung.



Man merkt allerorts, dass der Sommer sehr trocken war...


Isfahan ist wahrscheinlich die Perle des mittleren Ostens. Eine wahnsinnig schöne Stadt. Ich lasse einfach mal ein paar Bilder sprechen.






Selbstverständlich blieb auch Zeit für den Besuch des Bazars und damit verbundenen Einkaufstouren.



Über Kermanschah ging es dann die folgenden zwei Tage an die iranisch-irakische Grenze bei Marivan und selbstverständlich auch über Selbige.
Diese Region ist etwas heikel und das haben wir auch bemerkt - die ein oder andere Polizei- und Militärkontrolle lief etwas gruselig ab. Mein Pass, der mittlerweile voller arabischer Visa ist, hat sich hier eher als Nach- denn Vorteil entpuppt. Aber auch hier haben wir sehr viel Hilfe durch freundliche und nette Iraner erhalten, die stets bemüht waren, zu übersetzen und die Situation zu erklären was die Sachlage wesentlich vereinfacht hat.
Die Ausreise aus dem Iran war nicht so einfach weil die Grenze so eine Ansammlung von weit verstreuten Gebäuden war, deren Sinn sich uns nicht erschlossen hat. Am Polizeihäuschen (eher ein kleiner Container) angekommen hat sich der Beamte sehr bemüht, unsere Ausreise zu vollziehen aber es war die Hölle los und draußen warteten Unmengen an Ausreisewilligen, die sich sehr geduldig gegeben haben aber man hat ihnen angesehen, dass sie das nicht waren. Wir haben den Verkehr ganz schön blockiert und dem Beamten war es irgendwie nicht möglich, mich im Computer zu finden. Irgendwann war es ihm zu blöd, er hat aufgegeben und einfach den Stenmpel in den Pass gedrückt. Ich dürfte dann weiterfahren. Ich habe ihm dann mein Carnet gezeigt ... ich soll schauen, dass ich endlich weiterkomme. Aber das Auto ! Jetzt fahr endlich ! Ich habe ihm nicht widersprochen (was in dem Fall wahrscheinlich auch clever war), das bedeutet aber in der Praxis, dass weder ich noch das Auto offiziell ausgereist sind. Ungut für mögliche spätere Wiedereinreisen und das haben wir eigentlich vor.
Auf irakischer Seite war alles irgendwie anders, weniger weitläufig. Fahrzeugdesinfektion und sofort hat uns ein Beamter in Empfang genommen, der uns geholfen hat. Pässe prüfen, Fahrzeug prüfen, dann zum Kommandanten des Grenzpostens. Der konnte kein deutsch, hat sich aber redlich bemüht. Erst mal gab es Wasser. Dann hat er die Dokumente geprüft. You Muslim ? Ich: No. Er: Ah, you Christmas *grins*.
Dann wurden die Formlitäten geklärt, das Auto eingeführt und wir waren drin. Um mal bei der Kurzform zu bleiben.


Bereits nach den ersten Metern war klar, dass das wieder eine komplett andere Welt ist. Kulturell, nicht landschaftlich.




Die Straßen waren überwiegend gut aber das Problem war die Ausschilderung. Die war nämlich nicht gegeben. Und wenn man Städte wie Kirkuk oder Mosul umschiffen muss, dann beruhigt eine Ausschilderung ungemein. Es gibt zwar zahlreiche Kontrollposten aber halt nicht an jeder Straße und ein Verlassen der verhältnismäßig sicheren Region Nordirak wäre mit sehr großen Gefahren verbunden. Das tun nicht einmal die Einheimischen. Die Kontrollposten haben auch sehr schnell genervt. Deutsche mit einem deutschen Auto. Die will jeder sehen, also wird man permanent rausgewunken und zum Chef geführt. Aus reinem Interesse, so wie ich das empfunden habe. Irgendwann habe ich begonnen, diese nervigen Posten zu meinem Vorteil zu missbrauchen. Ich musste auf Toilette also habe ich das dem Chef gesagt. Kein Problem. Nächster Posten: ich musste Geld wechseln also habe ich das dem Chef gesagt. Kein Problem, hat er unter der Hand gemacht. Für die ersten 90 Kilometer nach Sulaymaniyah haben wir zweieinhalb Stunden gebraucht. Und es standen noch 250 Kilometer bis Erbil an. Das war so nicht zu schaffen, es war schon nach 17.00 Uhr. Was also tun ? Ohne Karte, die ist nämlich kaum zu bekommen. Wir haben einen Taxifahrer gefunden, der uns die gesamte Strecke gelotst hat. Über den Preis waren wir uns schnell einig und so konnte es losgehen. Ein Traum. Nicht denken, nur fahren. Weniger traumhaft war der Fahrstil des Taxifahrers ...



In Erbil angekommen brauchten wir ein gescheites Hotel. Ab ins Sheraton. Das war es zwar nicht aber es läuft dort als Sheraton. Gleicher Preis, gleiche Leistung.

Der nächste Tag war der letzte Tag vor 5 Tagen permanentem Autofahren und bestand aus einer Mischung zwischen Besichtigung und Erholung. Erbil ist absolut sehenswert und hat ein vollkommen orientalisches Flair.

Die Zitadelle:


Basar:



Wasserpfeifencafe:



 Und traditionelle kurdische Gewänder:


Entspannung war in dem Hotel kein Problem, lediglich der Preis war etwas weniger entspannend ;-).



Den Weg bis zur Grenze haben wir wieder mit Taxihilfe bestritten. Wir hätten dorthin wohl besser gefunden als von der iranischen Seite aus aber die Reise ging dem Ende zu und so hatten wir eigentlich keine Zeit, da lange rumzusuchen. Der Irak war im Grunde genommen ja nur Transitland.


Und das war gut so, denn wir haben viel Zeit an der Grenze verbracht. Ich hätte einen Fahrzeugeinfuhrzettel gebraucht, den die Grenzer bei der Einreise aber nicht ausgestellt haben. Also konnten wir nur per Sondergenehmigung aureisen. Hier kamen uns die vielen irakisch-deutschen Gastarbeiter sehr zuhilfe, die gerade auf Heimaturlaub waren und die Sache für uns geregelt haben. Dann standen wir über eine Stunde bei 45 Grad auf der Grenzbrücke weil die Türken gerade keinen Bock hatten. Überhaupt war die Einreise in die Türkei die größte Unverschämtheit, die ich auf türkischer Seite jemals erlebt habe. Das lässt sich auch nicht schönreden.

So viel als erster Einblick. In ein paar Monaten dürfte dann der endgültige, ausführliche Bericht online sein.