Montag, 15. April 2019

Mit einem deutschen Panzer über nordafrikanische Dünen...

... kling zunächst gegebenenfalls etwas provokativ, aber mit meiner Ankunft in Ägypten vor knapp drei Jahren und der Entscheidung, meinen alten Passat Syncro mitzunehmen, rückte die Möglichkeit, auszutesten, wie sich die Allradversion des Passat 32b in der Wüste schlägt, in greifbare Nähe.
Der Passat war vor Ort, die Wüste sowieso, aber es musste zunächst einmal ein Beduine gefunden werden, der mir nicht gleich den Vogel zeigte, wenn ich ihm von meinem Plan erzählte.
Es ließ sich einer finden, er hört auf den nicht wenig verbreiteten Namen Mohamed, den wir aber der besseren Zuordnung halber liebevoll Shisha nennen. Hier ist der Name Programm, denn er holt wirklich bei jeder längeren Rast seine Wasserpfeife hervor, was die Pausen manchmal länger gestaltet als uns lieb ist.
Den Vogel gezeigt hat er mir trotzdem als er mein Auto zum ersten Mal sah. Wir vereinbarten, dass ich mein Gefährt sofort stehenlassen und bei ihm einsteige, wenn ich steckenbleibe. Dieses Malheur ließ damals nicht lange auf sich warten. Im festen Glauben, mein Experiment sei gescheitert, hatte ich die Rechnung aber ohne Shisha gemacht. Dieser ließ kurzerhand etwas Luft aus den Reifen, schauckelte mein betagtes Schlachtross aus dem tiefen Sand, nahm die Düne erneut erfolgreich in Angriff und kommentierte sein Vorgehen mit den Worten: "now it's good, now you can drive".
Dies markierte gleichsam den Beginn einer innigen Freundschaft zwischen ihm und meinem Auto, die in regelmäßigem Staunen, Kopfschütteln und regelrechter Begeisterung zum Ausdruck kam.
Kurzum, er hatte einen riesen Spaß herauszufinden, was mein Auto, das gar niemals für die Wüste gebaut wurde, alles kann.
Beim ersten Mal ging dies ganz sachte über die Bühne, beim zweiten Mal schon wesentlich offensiver und bei der letzten Tour vor zwei Wochen ging es richtig zur Sache. Shisha hatte sich bereits im Vorfeld mit viel Denkarbeit eine Route ausgedacht, die sowohl mich als auch das Auto an seine Grenzen bringen würde, ohne dabei aber ein unnötiges Risiko einzugehen.
Das war mir aber nicht klar, als es am Donnerstag Nachmittag in Kairo losging - und das war auch gut so.
Zuvor war ich noch damit beschäftigt, das Benzin auf maximale Klopffestigkeit zu trimmen. Bei der letzten Wüstentour hatte ich schlechten 95er Sprit erwischt, was sich in furchterregenden Geräuschen des Motors äußerte. Diesmal sollte mir das nicht passieren. Ich hatte das "gute" 95er Super Plus von Mobil an Bord, das mir in Zusammenspiel mit dem Oktanbooster, dessen Hersteller in Deutschland direkt vor meiner Haustüre sitzt, zu maximaler Energieausbeute verhelfen sollte.

 
Die Anreise nach Ezbet Tunis verlief problemlos, die Nacht wurde traditionell im Palm Shadow Corner verbracht, nach dem Verzehr einer knusprigen Bat mit Molokhia und Reis, sprich einer Ente, für welche das Fayoum weit über seine Grenzen hinaus bekannt ist. Am Folgetag sollten die Pferde nach dem Freitagsgebet gesattelt werden. Es blieb also ausreichend Zeit für einen Besuch bei meinem Freund Ibrahim, der im Dorf eine der vielzähligen Töpfereien betreibt. Auch diesmal habe ich seinen Laden nicht mit leeren Händen verlassen.


Pünktlich nach dem Gebet ging es dann auch schon los. Die ersten Meter wenn der Untergrund noch hart und der Sand noch nicht wirklich weich ist, geht das immer noch ganz gut. Anschwitzen quasi. Sich wieder an den Sand gewöhnen und sich abgewöhnen, bei jedem Schlag leidend das Gesicht zu verziehen. Gleich mal vorweg: Angst um sein Auto darf man nicht haben. Solch eine Aktion ist der Technik alles andere als zuträglich.
Bevor es ernst wird, ruft Shisha die Kohorte zusammen und dann heißt es erst einmal Luft ablassen.


Das müssen auch die erwachsenen Wüstenautos tun, bei mir ist das jedoch essentiell. Es verschafft sie notwendigen Reserven und das Ablassen der richtigen Menge entscheidet zwischen steckenbleiben und weiterkommen. Der Grat dazwischen ist relativ schmal. Ich habe mich diesmal entschieden, den Druck bis auf knapp ein Bar zu senken. Das sollte sich als ziemlich gut erweisen, ist aber nicht gut für die Reifen. Auf der Teerstraße ist der Wagen kaum mehr bewegbar. Aber Teer wollten wir ja nicht. Sand war angesagt. Tiefer Sand.


Des erste Stück war schon ganz schön herausfordernd. Getreu dem Motto "Speed is your friend" bewegte sich die Drehzahl überwiegend zwischen 4000 und 5000. Im zweiten Gang ging der Passat durch den tiefen Sand wie durch Butter. Ich muss mir nur jedes Mal wenn ich anhalte überlegen, wo ich anhalte. Tue ich dies im tiefen Sand, dann ist es vorbei. Erschwerend kommt hinzu, dass meine Differenzialsperren vorne und hinten ihren Dienst verweigern.

  
Hier sieht man schon ganz deutlich, dass wir abseits irgendwelcher Pisten unterwegs waren und der Sand entsprechend an Weichheit zunimmt.


Bis dahin gab es aber keine Probleme. Einfach immer mit der Schnauze etwas abschüssig parken wenn es geht, dann kommt man auch wieder raus. Kurze Pause noch, kurze Stärkung, dann ging es weiter.


Als nächstes passierte dann etwas, das eigentlich jedes Mal passiert: ich habe meine hintere Stoßstangenhaut verloren. Manchmal passiert das beim Abfahren von einer Düne, diesmal musste ich durch eine sandige Kuhle. Da bleiben oftmals nur Bruchteile von Sekunden für eine Entscheidung. Bin ich zu schnell, setze ich auf, gehe ich die Sache zu langsam an, bleibe ich stecken. Ich habe mich dann für die goldene Mitte entschieden, die aber offensichtlich nicht ganz mittig war. Ich bin dann doch leicht aufgesessen und die Stoßstange war dabei wohl im Weg. Malesh. Beim nächsten Mal baue ich die gleich vorher ab - auch wenn ich im Verkehr hier nicht gerne ohne fahre, da geht es ständig so knapp zu, dass eine fehlende Stoßstange automatisch Blechschaden bedeutet.

  
Ab in den Kofferraum damit und es konnte weitergehen. Wir hatten schon den ganzen Tag mit deutlichem Wind zu kämpfen, der auch stetig stärker wurde. Unser Ziel war das für die Übernachtung aufgebaute Camp. Es ging das Gerücht um, dass es der Wind zerlegt hatte.

Die Befürchtung entsprach leider der Realität. Rechts im Bild sieht man noch die letzten Trümmer. Von Camp war da nicht mehr viel zu sehen, als wir da ankamen.

 

Aufgrund der Witterungsbedingungen entschieden wir uns, die Tour für diesen Tag erst mal zu beenden und das Camp von Etman anzusteuern, das nur wenig entfernt lag. Das fand ich schade, also entschied ich mich zusammen mit meinem treuen Mitfahrer, Navigator und Wegstreckenanalytiker Thomas, die Dünen rund um das Camp noch ein bisschen unsicher zu machen. Das war ein echter Spaß, auch wenn dabei höchste Vorsicht geboten war, denn nur allzu leicht kann man dabei stecken bleiben oder im schlimmsten Fall den Anfahrwinkel falsch wählen, wodurch man sich dann auch mal leicht überschlagen kann. Einer Familie aus Frankreich ist dies an diesem Tag passiert. Sie kamen leicht zerknirscht im Camp an und sollten uns am kommenden Tag begleiten. Ihr Auto war bereits auf dem Weg zurück nach Kairo. Huckepack.


Irgendwann war es dann auch mal gut und wir taten das Einzige, was an diesem Tag noch möglich war: wir ließen uns bei Bier und zunehmendem Sturm langsam einsanden. Der feine Sand lagert sich überall ab. In der Nase, in den Ohren, auf der Kleidung und auf dem Auto.

Und so fühlt sich das an:


Wir haben es lange Zeit draußen ausgehalten - unter einem Palmendach zwar, aber eigentlich war es nicht angenehm. Zum Abendessen gingen wir dann aber in eine Holzhütte, die relativ einfach gebaut und auch nicht ganz winddicht war. Hier machte Shisha dann seinem Namen wieder alle Ehre.


Irgendwann hieß es dann, wir sollten unbedingt unsere Autos umparken. Der Sinn dieser Bitte erschloss sich mir erst nicht wirklich, denn die standen eigentlich ganz gut, mit Verlassen der Hütte wurde der Grund dann aber ganz schnell ersichtlich. Wir standen mitten im Funkenflug. Bei diesem Wetter macht man aber auch kein Feuer. Eigentlich.


Der nächste Tag startete etwas windstiller, aber grundsätzlich war es immer noch viel zu windig. Ich hatte im Auto übernachtet und konnte dadurch fast komplett durchschlafen ohne weiter eingesandet zu werden. Als notorischer Frühstücksverweigerer habe ich mich erst mal sportlich betätigt und die nahe liegende Düne erklommen.



Das lohnt sich, der Blick und das Gefühl, da oben zu stehen, sind wirklich einzigartig.
Nachdem ich dann trotzdem noch ein paar Bissen zu mir genommen hatte, der Tag sollte lang und anstrengend werden, ging es dann auch schon weiter. Da ich sofort von null auf hundert dem Motor zwischen 4000 und 5000 Umdrehungen geben muss, brauche ich immer ein bisschen Vorlauf, um ihn im Stand warmlaufen zu lassen.
Mit der französischen Familie bei Shisha an Bord ging es dann zunächst einmal zu einer Höhle, die ich mir aber gleich einmal gespart habe, weil ich sie schon vom letzten Mal kannte. Ich habe lieber ein paar Fotos gemacht.
Auf dem Weg dorthin musste allerdings eine steile Düne bezwungen werden. Shisha hat extra eine Stelle ausgewählt, bei der die Wahrscheinlichkeit, dass ich steckenbleibe zumindest nicht bei 100 Prozent liegt. Trotzdem war die Auffahrt nicht ganz ohne. Er war sichtlich erstaunt, ich möchte fast sagen beeindruckt, als ich da oben direkt nach ihm angekommen bin. Ich ehrlich gesagt auch. Allerdings merkte man ganz deutlich, dass ordentlicher Sprit an Bord war und dass der Reifenluftdruck bis auf ein gerade noch vertretbares Minimum gesenkt war.






Danach ging es zum Feld mit den Melonensteinen. Auch diese Strecke war mir bekannt. Die Schwierigkeit hierin besteht darin, dass eine steile, sehr sandige Passage abrupt in einem Schotterfeld mit verstreuten, großen Steinen endet. Man muss also bis ganz oben gut Gas geben, dann aber rechtzeitig den Gasfuß entlasten, dass man sich bei Erreichen des Schotterfeldes nicht die Ölwanne zerstört, was angesichts meiner geringen Bodenfreiheit gar nicht so unwahrscheinlich ist. Entschleunigt man zu früh, bleibt man stecken. Ging aber auch diesmal ganz gut. Wir kamen alle oben an. 



Belohnt wird man für all diese "Mühen" mit einem traumhaften Blick und einer ebenso traumhaften Abfahrt - vorausgesetzt, man schafft es, im ersten, schmalen Teil, angedeutet links im Bild, alle Steinbrocken zu umschiffen.


Was dann kam war Albtraum, Grenzüberschreitung und Faszinosum zugleich. Hätte ich gewusst, was Shisha vorhat, hätte ich mich aus der Gruppe ausgeklinkt. Ich bin diese Strecke vor eineinhalb Jahren mit einem Jeep selbst gefahren und hatte da schon meine Probleme- trotz Untersetzung und Bodenfreiheit. Mit dem Passat halte ich diese Strecke auch heute noch für nicht machbar, auch wenn ich mich selbst eines besseren belehrt habe.

Am El Modawra Mountain, der von kletterbegeisterten Ägyptern mit Flip Flops bestiegen wird, was wirklich nicht ganz ungefährlich ist, ging es weiter in Richtung Magic Lake. Mir schwante schon, was jetzt eigentlich passieren musste, auch wenn ich immer noch der Hoffnung war, dass es eine Alternative dazu gibt. Wenn ich ehrlich bin wusste ich, dass es die nicht gibt, aber die Hoffnung stirbt bekanntermaßen immer zuletzt. Es sollte weitergehen an den Magic Lake und den erreicht man nur über ein Plateau, welches wiederum nur über die eingekreiste Passage zu erreichen ist.


Das konnte doch nicht sein Ernst sein! War es aber. Da musste ich jetzt durch. Oder aufgeben.


  
Bange machen gilt nicht. Ich hatte die Hosen gestrichen voll. Das gebe ich ganz ehrlich zu. So voll, dass ich nicht mal mehr ein Foto gemacht habe. Jetzt durfte keine falsche Entscheidung getroffen werden. Wir standen vor einem felsigen Steilhang, der sich bei mindestens 45 Grad über circa 15 Meter erstreckte. Was gab es für Optionen. Ich musste auf jeden Fall im ersten Gang auf einer relativ kurzen Strecke gut und äußerst schnell beschleunigen. Das Problem war, einzuschätzen, wann ich vom Gas gehen musste. Tat ich dies zu spät, würde der Wagen wie auf einer Schanze steil nach oben auf das Plateau katapultiert. Ich wusste nicht, was da kam. Ging ich zu früh vom Gas, würde ich an der Kante hängenbleiben, im schlimmsten Fall hätte ich tiefer gehende Schäden am Unterboden im Bereich Getriebe, Mittelschalldämpfer und Kardanwelle. Bei diesem Neigungswinkel könnte es mir auch im dümmsten Fall passieren, dass der Wagen sich überschlägt, wenn ich die Kante nicht gerade genug nahm. Und ganz gerade konnte ich sie nicht nehmen, dazu habe ich nicht ausreichend Bodenfreiheit. Da bin ich damals mit dem Jeep schon leicht aufgesessen.
Ich nahm also in Kauf, dass ich auf jeden Fall irgendwo aufsetzen würde, nur das wo musste ich weitestgehend selbst bestimmen. Ich habe mich für den Mittelschalldämpfer entschieden. Das war in dem Bereich die tiefste Stelle - nach dem nicht ganz originalgetreuen Auspuffneubau.
Der Mittelschalldämpfer ist es dann auch geworden. Ganz leicht nur, worauf ich schon ein bisschen stolz bin. Ich bin oben angekommen. Ein wirklich angsterregendes Unterfangen. Was für ein Auto. Wooohooo! Shisha war begeistert. Mir blieb auch nichts anderes übrig.

     
Der Ausblick brachte mich ganz schnell wieder in den Bereich des Normalpulses. Im Hintergrund sieht man besagten El Modawra Mountain.


Wer A sagt, muss auch B sagen. Und B war in diesem Fall eine tiefsandige Abfahrt an den Magic Lake, gefolgt von einer weiterhin tiefsandigen und stellenweise sehr furchigen Umrundung des Sees. Absolutes Terrain für Geländefahrzeuge, für den Passat sicher nicht. Aber es half ja nichts, zurück konnte ich auf keinen Fall.





Der erste Abschnitt ging ganz geschmeidig über die Bühne. Man sieht aber auch ganz deutlich, wie tief der Wagen in den Sand eingesunken ist.


Aber bergab geht ja meistens besser als bergauf. Die nächste Herausforderung war die Passage auf dem Kamm der Düne bis kurz vor dem See. Auch hier sieht man wieder ganz schön, wie tief das geht, aber auch das war kein Problem.

 
Die Umrundung des Sees ebenso wenig. Danach ging es wieder zurück auf die Straße und ich dachte, die Tour sei beendet. Ich wollte gerade den Kompressor anschmeißen, als Shisha mir mitteilte, dass er schon noch ein Stückchen geplant hatte. Es lief ja außerordentlich gut. Und da ist es dann passiert. Er stoppte abrupt vor mir, ich musste ebenfalls bremsen und konnte mich nicht auf festeren Untergrund retten. Das war es. Ich steckte fest. Jetzt lief alles bislang so gut, und jetzt das.


Es scheint das Ehrenrührigste für einen Beduinen zu sein, ein Abschleppseil zu verwenden, das ist mir schon ein paar Mal aufgefallen. Abschleppseil ist Kapitulation. Er hat es geschafft, obwohl der Wagen wirklich tief im Sand hing. Ganz langsam, ohne Hektik und mit vollem Einsatz aller Beteiligten. Da wurde ich nicht gebraucht, dann kann man auch mal ein Foto machen.
Nur etwa 15 Meter weiter hat mir Shisha dann den Wagen so abgestellt. Mit offener Fahrertüre und natürlich ohne Handbremse, die hätte hier sowieso nichts gebracht. Now you can go, hat er noch gesagt.



 
Und so war ich dann echt froh, dass ich bremsen musste und steckengeblieben bin. Da hätte ich nicht mit 60 km/h drüber hinwegschießen wollen. Allerdings funktionierte anschließend die Klimaanlage nicht mehr. Fenster auf war wegen des Sandes und Staubes nicht, so wurde es ganz schön warm. Was war passiert? Es hat mir den stramm gespannten Riemen vom Klimakompressor abgezogen. Sachen gibt´s.

Jetzt waren wir aber wirklich fast am Ende angelangt. Die letzten 10 Kilometer gingen auf einer mehr oder weniger ebenen Strecke ganz entspannt durch ein großes Feld mit Sanddollars und Muscheln. Unterbodenstrahlen war angesagt.


Wieder in Tunis angekommen, gab es erst mal Druckluft. Für alle vier Reifen und, weil der Reifenmechaniker es so wollte, auch für mich. Ich war so sandig, dass das für ihn unumgänglich war. Er hat extra nochmal seinen Kompressor angeschmissen.
Fazit der Tour: 20 Liter Sprit auf 100 Kilometer, etliche Schrammen am Unterboden, ein Auto, in das man Kinder zum Sandspielen einladen kann, ein abgezogener Keilriemen, ein  dröhnender und verbeulter Auspuff und zuletzt dann noch die abgerissene Heckstoßstange. Wie gesagt, Angst um sein Auto darf man nicht haben. Aber einmal im Jahr (ok, vielleicht auch zweimal) geht das schon. 






Bereits beim Ablassen der Luft vor der Tour fiel mir auf, dass meine Reifen einseitig abgefahren waren. Da stimmte etwas an der Spur nicht. Also bin ich die Tage darauf mal zum Bridgestone gefahren. Da kann man um 80 Pfund (umgerechnet 4 Euro) die Achse vermessen lassen.


Man muss halt immer diskutieren. Die Spur ist ok, das liegt an den Reifen, die sind einfach schlecht, weil die sind ja chinesisch. Nein, die Reifen sind so schlecht, weil die Spur nicht passt. Nein, das bringt gar nichts, wenn wir den vermessen. Ich möchte das aber trotzdem. Du möchtest unnötig Geld ausgeben? Ja! Gut, aber auf Deine Verantwortung. Ja. Also Auto auf die Bühne gefahren, ihnen noch schnell gezeigt, wo in ihrem Programm sich Passat 1984-1988 befindet, und dann? Oh, die Spur ist ja total verstellt, kein Wunder, dass die Reifen so aussehen! Ich lüge nicht!
Alles gut, aber so geht das nicht, wir bringen ja die Kontermutterm der Spurstangen gar nicht auf, die sind ja total vergammelt. Nein, kann nicht sein, die hatte ich vor drei Jahren erst auf. Drei Jahre, habibi, machst Du Witze? Natürlich gehen die nicht mehr auf. Da musst Du jetzt zu einer Werkstatt gehen, wo sie Dir die Mutter öffnen und dann kommst Du wieder. Auf der Dokkistraße gegenüber vom Samir und Aly sitzt ein Mann auf der Straße, frag nach Mustafa, der ist gut. Werkstatt hat er keine, aber die brauchter ja auch nicht.
Ok, ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt und gleich sowohl neue Traggelenke als auch neue Spurstangenköpfe montieren lassen. Am folgenden Tag um 22.00 Uhr hatte ich dann auch endlich Zeit, da erneut hinzufahren. Er fuhr sich wirklich grauenhaft. Oh, Du kommst jetzt? Ja! Jetzt haben wir schon zu. Wie, Ihr habt aber noch auf und hier steht, Ihr habt bis 1.00 Uhr geöffnet. Ja schon, aber die Achse vermessen wir nur bis 22.00 Uhr.
Diese Diskussionen sind wirklich anstrengend und nervtötend, aber sie gehen halt immer in beide Richtungen. Was ist passiert? Genau!

Mittwoch, 10. April 2019

Wie Ork vom Planet Zorg: mit einem Proletariatsfahrzeug direkt in den deutschen Cluburlaub

Ich liebe mein Auto. Es ist alt, laut, es brummt und dröhnt,  hat aber einen ganz erheblichen Vorteil: es funktioniert ohne Murren und Knurren und steckt trotz seines stolzen Alters von 33 Jahren tausende von Kilometern unter erschwerten Bedingungen ohne Probleme weg. Kurzum: es hat mich noch nie im Stich gelassen und das ist hier Gold wert. Und es hat eine funktionierende Klimaanlage. Ohne geht das hier gar nicht. Das sieht aber nicht jeder so, was mir an diesem Wochenende wieder einmal bewusst werden sollte. Und wir sind Exoten. Das wurde mir in diesem Zusammenhang auch wieder bewusst. Jetzt aber mal der Reihe nach.
Von 14.3. bis 17.3. stand ein langes Wochenende im Terminkalender. Es mangelte lange Zeit an einer Idee für ein geeignetes Reiseziel, dass wir die Stadt verlassen wollten, war aber absolut klar. Die Luft ist im Übergang vom Winter zum Frühling schier unerträglich schlecht. Der Zufall kam zu Hilfe. Ich war beim Zahnarzt (ich gehe hier übrigens im Gegensatz zu Deutschland außerordentlich gerne zu Ärzten das ist hier alles so herrlich entspannt ganz anders als daheim nicht zuletzt weil man die Termine ganz bequem per Whatsapp oder online vereinbart) und wartete nach Ende des Termins auf meinen Uber als ich mich plötzlich irgendwie daran erinnerte, dass mir ein Freund vor geraumer Zeit eine Whatsapp geschickt hatte mit dem Hinweis, dass er nach Ägypten kommt. Also habe ich den mal angetickert. Er kam am 14.3. und hatte einen Pauschalurlaub in Al Qusair gebucht. Das klang interessant, der Reisetermin passte perfekt und in Al Qusair waren wir noch nicht gewesen. Der Weg ist zwar lang, aber das ließe sich sicherlich irgendwie arrangieren.
Der Uber kam und noch auf dem Heimweg habe ich die Strecke mal eingegeben.

     
Ups. das ging ja ziemlich weit nach unten, wir werden am Donnerstag erst gegen Mittag loskommen, das war klar, und für die ganze Strecke war der Weg zu weit. Eigentlich nicht, aber zum einen hatten wir ja noch unseren kleinen Knirps an Bord, zum anderen möchte ich nachts diese unbekannte Strecke nicht überland fahren. Hurghada würde aber gehen. Aber schon wieder nach Hurghada? Wo waren wir denn noch nicht? Und so kam mir plötzlich El Gouna in den Sinn. Das wollte ich schon lange mal sehen. Das passte perfekt.


El Gouna ist eine künstliche Ferienwelt gigantischen Ausmaßes, die von Samih Sawiris, einem mehr als nur gut situierten Geschäftsmann erschaffen wurde, der nebenbei auch noch Absolvent unserer Schule ist.
El-Guna wurde in einer Mischung aus traditionellem nubischem Stil und moderner Architektur errichtet; dabei wurden vor allem einheimische Materialien wie Lehm und Naturstein verwendet. Die Stadt besteht aus 14 unterschiedlichen Hotels, und die einzelnen Quartiere sind über Fußgängerbrücken miteinander verbunden. Privatpersonen erwarben oder erwerben hier Wohneigentum. 
Ein passendes Hotel in El Gouna war schnell gefunden, schwieriger gestaltete es sich, einen Weg zu finden, sich zu einem einigermaßen annehmbaren Kurs in das Hotel in Al Qusair einzubuchen. Booking.com wollte sage und schreibe 4500 Pfund pro Nacht im Doppelzimmer all inclusive, das sind nach aktuellem Kurs fast 230 Euro. Das fand ich ziemlich übertrieben, zahlt man für die Woche von Deutschland aus inklusive Flug und Transfer um die 700 Euro. Als nächstes habe ich es dann bei einem rein deutschen Buchungsportal versucht und bin bei FTI gelandet. Dort gab es dasselbe Zimmer für 100 Euro. Das klang schon besser. Also den Buchungsprozess angestoßen. Bereits nach dem ersten Klick kam ein pop-up-Fenster, das eine Bestätigung einforderte: "bitte beachten Sie, dass dieses Angebot nur von nichtägyptischen Staatsbürgern in Anspruch genommen werden kann. Eine Ausnahme besteht wenn diese nachweisen können, dass sie kurz zuvor aus dem Ausland eingereist sind".
Hallo geht's noch? Hier werden Ägypter daran gehindert, ein ägyptisches Hotel in ihrem eigenen Land zu buchen? Das sollte man mal in Deutschland versuchen, da wäre Polen offen. Ok, Polen ist schon offen, aber Ihr wisst, was ich meine. 
Ich fand das nicht ganz in Ordnung, aber man ist sich ja selbst bekanntermaßen immer am nächsten und so habe ich das dann auch für mich abgehakt. 
Vier Wochen nach der Buchung konnte es dann auch schon losgehen. Wir sind mittags nach der Schule in Richtung El Gouna aufgebrochen. Ich finde es schon wirklich erstaunlich, welche Touren und Strapazen man einem sechs Monate alten und im Alltag ausgesprochen agilen Säugling zumuten kann. Der sitzt stundenlang in seinem Maxicosi und juchzt regelmäßig um Antwort bittend, um sich zu versichern, dass auch noch alle da sind. Alle zwei Stunden gibt es eine kleine Strampelpause von zehn Minuten, bei der es aber auch recht beengt zugeht. Aber das reicht ihm. 


               

Mittlerweile sind wir in Zafarana ja persönlich bekannt und so musste die ein oder andere Hand geschüttelt werden. Es ging aber recht zügig weiter. Erinnert Ihr Euch an den Eintrag von miite Februar als wir aus Hurghada kommend etwas beunruhigt waren, da eine Pipeline unter massiver Rauchentwicklung brannte ohne dass das jemanden interessiert hätte? Was soll ich sagen, wir kamen an der Stelle natürlich wieder vorbei. Seht selbst:


Ja, die brennt immer noch. Das Feuer ist kleiner, der Rauch deutlich weniger, aber sie brennt noch. Ganz ehrlich: das erklärt in zwei Bildern und ganz ohne Worte genau unser Leben hier. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Apropos Leben hier: die Straße war natürlich immer noch nicht fertig (wäre auch zu schnell gegangen) und man fährt immer noch durch die Baustelle. Ganz egal, ob da gerade frisches Bitumen aufgebracht wurde (siehe links)...


... oder der Schotter erst noch planiert werden muss (siehe rechts).


Pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit sind wir dann in El Gouna angekommen. Abgestiegen sind wir im Mosaique Hotel der Orascom-Gruppe. Recht einfach, aber auch recht nett. Lediglich der Boden hätte feucht gewischt gehört. Für jemanden, der auf Schambehaarung steht, wäre der Zustand des Bodens wohl in Ordnung gewesen, für mich aber nicht.


In Gouna stehen alle Zeichen auf Europa. Es ist sauber dort, aufgeräumt und bei der Einfahrt in diese künstliche Stadt wird man kontrolliert wie früher an den europäischen Grenzen - oder heute wohl teilweise auch wieder was man so hört.
Der abendliche Ausblick vom Zimmerbalkon war ganz nett, doch satt wird man davon nicht und so sind wir ein paar Schritte gegangen und letztendlich in einer Pizzeria gelandet.



In der Hoffnung, eine gute italienische Pizza zu bekommen, wurden wir leider bitter enttäuscht. Jede Tiefkühlpizza hätte das besser gekonnt. Deutlich besser. El Gouna ist abschließend betrachtet eher Geschmackssache. Auf den ersten Blick ist alles, wie von zuhause oder zumindest von südeuropäischen Städten gewohnt. Auf den zweiten Blick fühlte ich mich aber irgendwo zwischen Disneyland und Factory-Outlet-Village. So ein bisschen unecht wirkt das ganze schon. Für einen kürzeren Aufenthalt ist das sicher ganz ok, länger möchte ich dort aber nicht bleiben. Das sollte aber auch auf unser nächstes Hotel zutreffen.
Das Frühstück am nächsten Tag hingegen schlug alle Erwartungen um Welten. Nicht nur, dass die Frühstücksterrasse einen bestechend beeindruckenden Blick bot, auch das Frühstücksangebot war dermaßen umfangreich, raffiniert und wohlschmeckend wie ich das bislang nur selten in Ägypten erlebt habe.

      
Derart gestärkt konnten die letzten 200 Kilometer bis Al Qusair locker in Angriff genommen werden. Es stellte sich nachträglich als eine kluge Idee heraus, dass wir diese Strecke nicht mehr am Abend zuvor gefahren sind. Hinter Safaga wurde die Straße einspurig und deutlich schlechter. Wir haben über zweieinhalb Stunden für die Strecke gebraucht, was wohl einen recht guten Anhaltspunkt für den Zustand der Straße liefert.
Am Hotel angekommen, dessen Name eher nichtssagend LTI Akassia Beach heißt (eigentlich war das ein ganzer Hotelkomplex mit mehreren Unterkünften, unser Hotel nur eine davon) wurden wir erst einmal jäh ausgebremst.
Was wollen Sie hier?
Einchecken.
Wie, einchecken? Haben Sie denn eine Reservierung?
Ja, haben wir.
Aber Sie kommen mit dem Auto?
Ja, tun wir.
Wieso kommen Sie mit dem Auto?
Ich hatte keinen Bock auf Flugzeug.

Bis dahin fand ich das noch ganz witzig, das sollte sich aber alsbald ändern.

Aber Sie kommen mit dem Auto? Woher kommen Sie denn?
Aus Kairo.
Sie kommen aus Kairo mit diesem Auto? Wie geht das denn?
Ja.
Und was wollen Sie hier?
Einchecken.
Haben Sie eine Reservierung?
Ja.

Langsam wurde ich ärgerlich.

Ok, ich muss mit dem Hotelmanagement sprechen, ich darf sie hier sonst nicht passieren lassen.
Ok.
Kommen Sie bitte mal, der Hotelmanager möchte mit Ihnen sprechen.

Und was passierte? Genau!

Sie wollen einchecken?
Ja.
Und Sie kommen mit dem Auto aus Kairo?
Ja.
Haben Sie denn eine Reservierung?

Jetzt wurde ich sauer und habe das dem Herrn am anderen Ende des Telefons auch unmissverständlich zu verstehen gegeben.

Okay, fahren Sie vor.

Am Eingang zur Rezeption angekommen wiederholte sich das ganze Spiel von vorne. Ich spare mir das jetzt mal, das Procedere ist ja bekannt. Letztendlich erhielten wir unsere Reiseunterlagen, die auch schon vorbereitet waren und durften auf den Angestelltenparkplätzen am Eingangstor parken. Gästeparkplätze gibt es keine. Das konnte ich bereits jetzt schon nachvollziehen, denn wir waren in einer deutschen Kolonie gelandet, das stand jetzt schon fest. Und von dieser Klientel kommt wohl eher selten jemand mit dem eigenen Fahrzeug.

 
Wir bezogen unser Zimmer. Ich dachte, die ganze Angelegenheit sei damit beendet. Da lag ich aber falsch.
Die Anlage war sehr sauber und ansprechend, der Blick aus dem Zimmer zwar nur seitlich mit Meerblick, aber so hohe Ansprüche will man ja gar nicht stellen.


Wir trafen uns dann erst einmal mit unseren Freunden und stießen auf das freudige Wiedersehen mit Kaffee und Radler an. War ja alles all inclusive. Das ist auch so ein Konzept, das mir eher fremd ist, aber eigentlich ganz nett, auch wenn es den Wert von Speisen und Getränken irgendwie deutlich herabsetzt. Ich versuchte noch umständlich zu fragen, ob sie Bier und Zitronenlimonade mischen würden, als er verstand, was ich wollte, meinte er nur: "Sie wollen Radler, sagen Sie das doch." Um mich herum wurde nahezu ausschließlich deutsch gesprochen, sowohl von den Gästen als auch vom Personal. Dass ich ein bisschen arabisch konnte, fanden sie kurios. Das Wort für Essig kannten sie weder im Deutschen noch im Englischen, und so kam einer der Kellner zu mir und fragte, was Tanja eigentlich von ihnen wollte. Er habe gehört, ich spreche arabisch (das sprach sich auch wirklich schnell herum) und konnte ihm auch aushelfen. Allerdings gab es keinen Essig, es ist ja auch wirklich abwegig, zum Salat Essig zu wollen. Malesh.
Mit einer Zeremonie der besonderen Art wurde uns dann deutlich gemacht, dass der Nachmittag beendet sei und wir uns besser auf unsere Zimmer begeben sollten, um uns für das Abendessen fertig zu machen.


Die gesamte Hotelanlage wurde mit dieser Mischung aus Öl, Spiritus und Insektiziden eingeräuchert. Den meisten Hotelgästen dürfte sich der Sinn und Zweck dieser Aktion nicht ganz erschlossen haben, mir allerdings schon. Seit eineinhalb Jahren treten in der Region um Al Qusair immer wieder Fälle von Dengue-Fieber auf. Wir sind eigentlich angehalten, uns dort nicht aufzuhalten, aber nachdem sich das Ausbreitungsgebiet mittlerweile bis nach Hurghada erstreckt, lässt sich das auch nicht ganz umgehen.
Wir saßen beim eher weniger aufregenden Abendessen als der Hotelmanager die zweite Runde einläutete. Zuvor waren wir noch daran gescheitert, Birell (alkoholfreies ägyptisches Bier) zu bestellen. Der Kellner meinte: "Keine Chance. Birell ist Ägypten und Ägypten ist draußen. Hier gelten andere Regeln. Hier wird richtiges Bier getrunken - in rauen Mengen".
Es kam also der Hotelmanager.

Es gibt ein Problem mit ihren Pässen. Wir brauchen die noch einmal.
Ok. Aber wie Sie sehen, sind wir beim Essen.
Ja kein Problem, rufen Sie an, wenn Sie auf dem Zimmer sind, ich schicke jemanden vorbei, der sie abholt.
Gut.

Das habe ich dann auch getan. 20 Minuten später klingelte das Telefon.

Herr Dr. Eder!

- da war mir schon klar, dass es auch ihm jetzt langsam klar wurde, dass es an der Zeit für einen
   Kurswechsel war.

Sie wohnen in Giza?

Das fand ich jetzt allerdings spannend, denn ich hatte niemals meine ägyptische Adresse angegeben. Woher wusste der das?

Ja.

In ihrem Pass steht, dass Sie für das Auswärtige Amt arbeiten?

Ja, das ist korrekt.
Sie arbeiten im Bildungssektor?
Ja, das ist auch korrekt.
Herr Dr. Eder, alles in Ordnung, bitte entschuldigen Sie die Störung. Ich lasse Ihnen die Pässe umgehend bringen.
Sind Sie zufrieden mit unserem Haus?
Ja.
Entspricht das Zimmer Ihren Erwartungen?
Ja.
Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht. Haben Sie einen wundervollen Aufenthalt.
Danke.

Am nächsten Tag nach dem eher wenig überzeugenden Frühstück, ich hatte mich auf einen entspannten Strandtag eingerichtet, sollte aber immer noch keine Ruhe sein. Ich war grade mit dem Kleinen spazieren, Tanja war auf dem Zimmer geblieben, als das Telefon klingelte.

Ist der Doktor bei Ihnen?
Nein, ich bin nur müde und möchte mich ausruhen, ich bin nicht krank.
Nein, ich spreche von dem Doktor, Ihrem Doktor, wir möchten ihn gerne zu einem Gespräch einladen.     
Nein, der ist nicht da.
Bitte, er soll sich bei uns melden. Es ist wichtig.

Auf dem Zimmer angekommen, langsam war ich dann auch schon wieder leicht angenervt, habe ich die Rezeption kontaktiert.

Ich soll mich bei Ihnen melden?
Ja, vielen Dank, Herr Doktor Eder, der Manager des Gesamtkomplexes bittet Sie um einen dringenden Gesprächstermin.
Um was geht es?
Es geht um etwas Geschäftliches.
Ich bin hier im Urlaub, nicht in der Arbeit.
Ja, bitte trotzdem, wir schicken Ihnen einen Fahrer, der Sie abholt. Passt ihnen jetzt. Oder lieber später?
Dann doch lieber jetzt.

Ich hatte noch gar nicht ausgeraucht, da stand der Fahrer auch schon mit dem Golfwägelchen vor der Türe. Lange Rede, kurzer Sinn, in dem halbstündigen Gespräch wurde eruiert, ob ich nicht eine Bildungskooperation initiieren könnte. Deutschunterricht für das Personal, im Gegenzug gäbe es eine Aufwandsentschädigung und freie Kost und Logis. Für sowas bin ich ja gar nicht zu haben, aber ich versprach, mich umzuhören. Wenn also jemand Interesse hat.

Nach diesem Gespräch konnte der langersehnte Strandbesuch in Angriff genommen werden.

 


Der Nachmittag war dann auch wirklich entspannend. Ich weiß bis heute nicht, was die getrieben hat. Ob sie die Befürchtung hatten, ich sei ein Hotelinspektor aus Deutschland, ob sie uns einfach nicht einordnen konnten, oder was da auch immer gewesen sein mag. Auf jeden Fall stand unsere Zimmernummer in großen Lettern handschriftlich auf einem Block neben dem Telefon an der Rezeption, wir konnten die Sauna ohne Voranmeldung benutzen, bekamen einen Platz im Al la Carte Restaurant obwohl die Anmeldefrist für den folgenden Tag nachts um halb zwölf längst verstrichen war, bekamen Handtücher ausgehändigt, obwohl ich die Towel Card auf dem Zimmer vergessen hatte, ich bekam problemlos Cocktails, die in meiner Kategorie gar nich im Rahmen des All inclusve waren und als ich nach dem Strandaufenthalt auf unser Zimmer kam, klingelte schon wieder das Telefon.

Herr Doktor Eder, geht es Ihnen immer noch gut?
Ja.
Sind Sie immer noch zufrieden?
Ja.
Wenn Sie etwas brauchen, bitte melden Sie sich jederzeit, wir sind immer für Sie da.
OK.
Bitte entschuldigen Sie die Störung. Haben Sie noch einen schönen Tag!

Ich merkte langsam auch, dass es Zeit für die Abreise war. Und an der Zeit, dieses Bändchen loszuwerden.

  
Zuvor wechselten aber noch einige Ersatzteile den Besitzer. Ich hatte mir von meinem Kumpel einige Teile aus Deutschland mitbringen lassen. Das ist immer eine tolle Gelegenheit und ich werde sie früher oder später sicher brauchen. Seit Kurzem gibt es auch die seit Jahren entfallenen Hinterachslager für den Syncro wieder. Selbstverständlich habe ich da gleich mal einen Satz bestellt. Darüber hinaus noch einen Kupplungsnehmerzylinder und zwei Vorderachslager, die verbauten waren auch schon deutlich jenseits der Verschleißgrenze.


Zwei Tafeln Milka Alpenmilch gab es obendrauf. Das macht Laune. Danke dafür.

Es lag ein langer und beschwerlicher Weg vor uns. Diesmal wollte ich nicht durch Al Qusair fahren, sondern die Ortsumfahrung nehmen. Das sollte schneller gehen. Jedoch war die Straße plötzlich ganz abrupt zu Ende.


Ich kam mit 120 an, das hätte auch in's Auge gehen können. Auf der Gegenfahrbahn entgegen dem Verkehrsfluss kamen wir dann doch noch auf die Hauptstraße. Das war nur eine Sache von einem knappen Kilometer.

Ansonsten halt das Übliche: Raser, Unfälle, unvorhergesehene Hindernisse.


Was mir richtig auf den Zeiger ging, war das Brummen und die Geräuschkulisse meines Auspuffs. Noch weit vor Kairo habe ich mich entschieden, dem Passat einen neuen zu spendieren. Dieses Vorhaben wurde dann in der kommenden Woche auch gleich in die Tat umgesetzt.




Ist natürlich nicht von der Stange, sondern extra angefertigt. Man wird sehen, ob der leiser ist.