Montag, 15. September 2014

5 Tage, 5 Länder, 5 Betten!

Unter diesem Motto stand eine Oldtimerfahrt durch die deutschen, österreichischen, italienischen, schweizerischen und liechtensteinerischen Alpen. 1677 Kilometer in einem 39 Jahre alten Auto, bei dem neben den üblichen Verschleißteilen bislang kaum etwas Gröberes getauscht werden musste. Maximale Beanspruchung für Fahrwerk, Kupplung, Bremsen und Motor eines "Leistungsmonsters" mit 1,3 Litern Hubraum und 55 PS. Geht das? Neben dem Ziel, den Passat der ersten Baureihe zwischen den zahlreichen hochpreisigen Oldtimern auf den Passstraßen wieder etwas mehr ins Bewusstsein der Allgemeinheit zu bringen, sprich der Darstellung von - wie man so schön sagt - fahrzeughistorischem Kulturgut war das unter anderem das Ziel der Fahrt. Es soll eine Zweitauflage der Pässetour geben, mit wesentlich mehr Fahrzeugen und da muss man erst mal sehen, wie gut die das überhaupt wegstecken und welchen Bauteilen man im Vorfeld besonders viel Aufmerksamkeit widmen muss, sonst endet das im Chaos.
Chaos gab es mal ausnahmsweise nicht bei der Deutschen Bahn, mit der Olaf, ein Freund und ein in der VW-Szene allseits bekannter Hardcore-Schrauber am Montag, den 8.9. morgens um 7.27 Uhr mit dem Autozug aus Hamburg ankam. Na gut, ok, ein bisschen Verspätung gab es, aber in Bahndimensionen gedacht, geht das sicher nicht in die Statistik ein.


  

Wir haben ihn dann erst einmal standesgemäß mit einer bayerischen Brezn begrüßt, so dass er frisch gestärkt dann sein Auto vom Waggon fahren konnte. 




Wir hatten ein großes Tagesziel, nämlich den Großglockner, und so ging es ohne viel Zeit zu verlieren mit einer kurzen Kaffeepause in Holzkirchen über den "Achenpass" (man merkt kaum, dass das ein Pass ist, aber für den Anfang ganz ok) direkt nach Österreich. Erst mal ein Kaffeepäuschen (da werden noch viele, viele folgen) und dann erster Fotostopp am Achensee. 



Mir ist unterwegs schon aufgefallen, dass wir mit den Autos ziemlich Aufmerksamkeit erregen. Hier kam dann auch der erste Autoliebhaber und hat uns in ein Gespräch verwickelt. Ein Holländer aus dem TT-Club. Okay, das ist jetzt nicht gerade unsere Kragenweite aber es war sehr interessant, der konnte sich kaum lösen und war sichtlich angetan.

Über den pass Thurn mit überschaubaren aber sich langsam dem Glockner annähernden 1273 Höhenmetern und einer Mittagspause am höchsten Punkt ging es dann über Kitzbühel an den Fuß des legendären Großglockners. 



Legendär auch wegen des Preises, 34 Euro sind für den PKW fällig. Ich persönlich möchte aber meinen, dass der jeden Euro wert ist. In der ersten Fotopause kam eine ganze Horde an  Mercedes Cabrio Oldtimern an uns vorbei, jeder einzelne Fahrer hat uns zugewunken. Das kommt nicht oft vor.






Wir waren also in bester Gesellschaft, neben den Mercedes waren da noch einige Oldtimer mehr, immer dasselbe Begrüßungsritual. Und auch VW war vor Ort mit zwei Hybridfahrzeugen samt Bremsanhänger. Die waren ein bisschen nervig, weil sie den ganzen Verkehr aufgehalten haben. Überholen war nicht, auch wenn das sicher lustig gewesen wäre.


Oben angekommen (an der Kaiser Franz-Josefs-Höhe auf 2396 Metern) hat man einen hervorragenden Ausblick auf den Großglockner, die Gletscherreste und den Schmelzwasserabfluss. Ein bisschen touristisch das Ganze aber wir waren so spät dran, dass da so gut wie nichts mehr los war.




Auf dem Weg nach unten haben wir dann gleich nochmal angehalten, weil es da nochmal eine tolle Fotostelle gegeben hat. Genial! 


Der Rest des Tages ist schnell erklärt. Unser erstes Nachtquartier haben wir in Heiligenblut bezogen. In dem nahe gelegenen Restaurant hat uns eine Norwegerin angesprochen, die mit Olaf im Nachtzug saß. Kleine Welt. Und auch der Ober im Wirtshaus war von unseren alten Autos sichtlich angetan.
Am nächsten Tag musste uns dann Julian leider schon wieder verlassen. Weiter ging es dann über Lienz auf den Staller Sattel (2052 Meter). 


Dieser Pass liegt direkt an der Grenze von Österreich zu Italien. Runter geht es einspurig, das heißt, man kann nur immer zwischen Viertel und Halb einer jeden Stunde die Abfahrt antreten. Wir haben uns die Zeit auf der Passhütte vertrieben und extra gewartet, bis alle wartenden Autos weg waren, dass uns da nicht irgend so ein pässeunerfahrener Zeitgenosse den Spaß verdirbt. Bisschen mit den Leuten in der Hütte geratscht, mal getestet, ob es auch hier noch Spezi gibt und dann konnte es auch schon losgehen. 
Ach halt, schnell noch ein Bild machen, Türe zuschlagen und da ist es dann auch schon passiert. Die Scheibe ist mir in die Türe geflogen. Blöd.


Vor 6 Jahren ist mir das schon mal passiert, ich habe das damals notdürftig repariert und mich gefragt, wie lange das wohl halten wird. Jetzt wusste ich das. Wir mussten aber nach unten und haben dann vor der Terrasse einer Ausflugsgaststätte die Gäste unterhalten, indem wir angefangen haben, den Fensterhebermechanismus zu zerlegen. Türverkleidung ab, Folie weg, das Ganze ausbauen, wieder zusammenbauen und gut war es. Auf zum nächsten Pass, dem Passo di Falzarego (2105 Meter), an den Dolomiten vorbei. Traumhaftes Panorama!  


Oben hat es dann geregnet, was ziemlich gut war, denn so konnten wir wieder einmal eine Kaffeepause einlegen! 



Als wir zurückkamen, standen schon wieder Menschen vor unseren Autos. Schon den ganzen Tag wurde sich umgedreht, Fotos geschossen, gewunken, Daumen hoch gehoben und geklatscht. So etwas habe ich noch nie erlebt. Die beiden kamen aus Ingolstadt, wir haben ein bisschen geratscht und dann ging es weiter! Wir hatten ja noch ein Programm zu absolvieren. Über den Karerpass (1745 Meter) ging es nach Welschnofen und abends dann noch nach Bozen. So war der Plan, aber wir waren ja auf Abenteuertour. Gerade als es zu regnen begann, gab es ein unschönes Geräusch, das ich erst einmal nicht zuordnen konnte. Schnell war klar, dass der Fensterhebermechanismus gerade wieder den Geist aufgegeben hatte. Aber die Scheibe war noch halb oben. Also rechts ran und sichern. Am besten mit Panzertape. Okay, das ist im Kofferraum, also bin ich hinter, hab die Rolle geholt und - das war blöd - die Heckklappe routinemäßig zugeschlagen. Und plumps, jetzt war die Scheibe wieder ganz in der Türe. Das konnte so nicht bleiben. Und mit geschlossenem Fenster kann ich nicht fahren, das geht gar nicht. Also bin ich einfach mal weitergefahren in der Hoffnung, irgendwo jemanden zu finden, der mir weiterhelfen konnte. Und das hat geklappt. 


Olaf hat mich auf die Idee gebracht, dass man die kaputte Niete aufbohren und durch eine Schraube ersetzen könnte. Einziges Problem: der Mechaniker sprach kein Deutsch. Und ich habe nur sehr rudimentäre aber gefestigte Italienischkenntnisse. Macht aber nichts, wir wurden uns dann schon einig. Ich habe die Vor- und Nacharbeiten erledigt und der Mechaniker die Feinarbeit. Ich durfte auch in seine Garage, es hat ja geregnet. 

  


Das Ganze hat mich dann 5 Euro gekostet und es konnte weitergehen. Olaf hat gestoppt, genau 20 Minuten hat uns der Aufenthalt gekostet. Das ist mal ne Zeit. Und was für ein Glück: einen Pass gab es dann doch noch dazwischen, den Passo Pordoi (2239 Meter). 



Und auch hier wurde wieder fotografiert, wenn auch diesmal eher unauffällig ;-).


Abends ging es dann noch auf - was sonst? - ne Pizza nach Bozen.

Der Tag ging regnerisch zu Ende, um so schöner war dann das Wetter am kommenden Morgen. Strahlender Sonnenschein. Ausgezeichnet! Über den Mendelpass, der mit 1363 Metern zwar nicht sonderlich hoch, aber sehr schön zu fahren ist, kamen wir auf den Passo del Tonale (1884 Meter) und somit nochmal aus Südtirol raus und nach Italien rein. 


Olaf wollte einen Spezi haben, ich eigentlich auch, aber ich war mir sicher, dass der dort nicht mehr zu bekommen ist. Weit gefehlt. Ich hab mal versucht, das so zu bestellen, dass die Bedienung das versteht. "Una Coca Cola e una Fanta per favore. Mixtura." Als Antwort kam: "Spezi???". Dann Essen bestellt, ähnlich improvisiert und kurz bevor wir zahlen wollten, kam ein Deutscher rein und hat einfach auf Deutsch bestellt. Das konnte sie, und zwar gar nicht schlecht. Okay, passt schon. 

Das hier haben wir allerdings nicht gemacht, wir sind ja weder civili, noch educate ;-).


Nach dieser kurten Pause und nem - eh klar - Kaffee oder besser Cappuccino ging es dann - wer hätte das gedacht - auf den nächsten Pass. Der Passo di Gavia mit seinen 2621 Metern ist mein persönlicher Favorit. Die Straße ist so gut wie gar nicht gemacht, reines Flickwerk, das Ganze ist sehr eng, überwiegend einspurig und es ist nichts wirklich abgesichert. Das machte uns aber nicht viel aus, da es mit jedem Höhenmeter nebliger wurde und man nicht sehen konnte, wie weit es nach unten ging. Genial! Zumindest wenn man von unserer Seite kommt, die Abfahrt war wesentlich unspektakulärer. Oben war die Luft dann recht dünn, so etwas kann man nur mit Kaffee beheben.











Jetzt aber keine Müdigkeit vorschützen! Die nächsten eineinhalb Pässe warteten nämlich schon auf uns. Das fast halbe Stilfserjoch und der Umbrailpass mit seinen 2501 Metern, der davon abzweigt.


Wir wollten ja auch Länderpunkte sammeln und der Umbrailpass führt direkt in die Schweiz. 


Weil es dann irgendwann doch ziemlich unangenehm geregnet hat, sind wir direkt in den nächsten Ort in der Schweiz und haben dort unser Nachtquartier bezogen. Teilweise über nicht geteerte Straßen. Ich mag die Schweiz, die Menschen dort sind nett und die Stimmung irgendwie entspannt. So war es dann auch im Hotel. Alles easy.



Wie wir das gewohnt waren, begrüßte uns dann am kommenden Morgen wieder die Sonne. Bestes Wetter! 


Wir waren ja schon fast oben am nächsten Pass, dem Stilfser Joch, das mit 2757 Metern der höchste Punkt unserer Reise war. Witzig fand ich die Werbung für Yorkshire Tea, die muss wohl irgendein patriotischer Nordengländer dort aufgehängt haben. 


Dort oben ist ziemlich was los und da ist es ganz schön touristisch, angesichts dieser Kehren kann man das aber vernachlässigen. Die Abfahrt war der absolute Wahnsinn, da möchte man gleich wieder hoch. An dieser Stelle hat dann auch - ich nehme an es liegt am Domlager, da sind noch die ersten drin - bei Rechtskurven meine Feder angefangen, sich zu bewegen und das ganze mit Knackgeräuschen zu untermalen. Wenn es nicht mehr ist. Die alten autos haben ja wirklich keine elektronischen Spielereien, ich weiß jetzt aber wie sich die Menschen damals die Zeit vertrieben haben. Um die störenden Nebengeräusche nicht hören zu müssen und zur Unterhaltung hatte ich viel den Radio an. Das war ein permanentes Gesuche und Nachgestelle. Irre.


Vor der Abfahrt gab es dann noch einen Kaffee und in Meran mussten wir dann ein bisschen nachtanken. Ein bisschen deswegen, weil der Sprit in Italien mit 1,84 Euro 40 Cent teurer ist als in Österreich. Und da wollten wir ja hin. Vorher bei 25°C in der Sonne noch einen - wer errät es? - Kaffee, eh klar und dann ging es los. Wie kommt man von Meran nach Österreich? Über das Timmelsjoch. Mit 2509 Metern der nächste Pass, der allerdings leider auch schon erahnen ließ, dass sich hier eine Wetterscheide befand. In Österreich war der Sommer dann vorbei. Oben war es bitterkalt, so etwas kann man nur mit Kaffee kompensieren, was wir dann auch gemacht haben.




Nach etlichen Kilometern im unangenehmen, österreichischen Regen haben wir dann erst mal eine Pause gemacht. Nein, kein Kaffee, dafür einen genialen Burger. Kaffee macht hungrig.


Hier gab es dann auch eine wichtige Entscheidung zu treffen. Unser Tagesziel war ja Land 5, Liechtenstein. Nehmen wir das Hahntennjoch mit seinen überschaubaren 1894 Metern noch mit und kommen etwas später in Liechtenstein an oder fahren wir gleich dorthin. Klar, wie die Entscheidung ausgefallen ist, auch wenn das Wetter nicht wirklich gut war. Aber es hat sich gelohnt! 



Dann wurde es allerdings interessant. Nach 60 Kilometern kamen wir auf die Lechtalstraße, die neben dem Hahntennjoch die einzige Verbindung in die Zivilisation war. Dort angekommen warnte uns ein Schild vor einer Straßensperre zwischen 18.15 und 21.15 Uhr. So etwas muss man ignorieren, 30 Kilometer weiter stellte sich aber heraus, dass das Schild Recht behalten sollte. Wegen Sprengarbeiten war erst mal Schluss. Na prima. Was also tun? Aufmerksame Leser werden es schon erahnen: die Zeit mit Kaffee überbrücken. Und meinen Freund in Liechtenstein anrufen, dass wir später kommen. 


Eigentlich hätte das Hahntennjoch unser letzter Pass der Tour werden sollen, aber wir haben die Zeit sinnvoll genutzt und noch mal einen Pass gefunden. Den mussten wir natürlich mitnehmen, Eh klar! Bei Dunkelheit, aber das war egal.



Das war ja alles noch ganz lustig, aber von nun an sollte es wirklich unangenehm werden. Starker Regen setzte ein. Mit alter Scheibenwischertechnik und Biluxlampen in den Scheinwerfern glich das einem Blindflug. Stellenweise wusste ich gar nicht mehr, wo ich fahre. Gerade in Ortschaften hat man das Gefühl, man fährt ganz ohne Licht. Das hat uns jedoch nicht davon abgehalten, jetzt den wirklich letzten Pass der Fahrt noch zu erklimmen. Das Furkajoch mit seinen 1759 Metern. Das Bild ist selbsterklärend.


Wetter und umleitungsbedingt sind wir dann ziemlich spät, nämlich um halb zwölf in Liechtenstein, genauer gesagt in Triesenberg eingetroffen. Am nächsten Morgen war dann das Bild nicht mehr so gewohnt wie die Tage zuvor: Nebel, Wolken und Regen.


Wir haben uns davon die Stimmung aber nicht vermiesen lassen und sind nochmal einen, ich sage mal  Halbpass nach Malbun hochgefahren. Liechtensteins Bergdorf auf 1600 Metern. Hier endet die Straße dann auch. 


Und dann war es auch schon wieder an der Zeit, Abschied zu nehmen. Leider. Wir haben uns den Luxus gegönnt, ein Pickerl zu kaufen und über die Autobahn und den Pfändertunnel zurück nach Deutschland zu fahren. Ziel war Aalen, wo das alljährliche Saisonabschlussgrillen der Passat-Kartei-Deutschland stattfindet. Natürlich nicht, ohne den üblichen Blödsinn unterwegs. 



Wetterbedingt waren diesmal nicht so viele Mitglieder in Aalen, für unsere Tour war das aber der perfekte Abschluss.



Das war mit die beste Tour, die ich jemals gemacht habe. Olaf war ein hervorragender und sehr entspannter Mitfahrer. Besser ging es nicht. Das schreit förmlich nach einer Wiederholung, beim nächsten Mal dann mit mehr Fahrzeugen, jetzt wissen wir ja, wo die Tücken liegen.


Von meiner Seite aus war es das. Da wird nicht mehr kommen. Wer die ganze Tour allerdings ausführlicher und mit wesentlich besseren Bildern nachlesen möchte, dem lege ich Olafs Blog wärmstens ans Herz (http://www.ost-blog.passat32.de). Er wird in den kommenden Tagen nach und nach die Tage einstellen.

4 Kommentare:

  1. Der Passat hat ja von Beginn an eine Affinität zu Pässen bewiesen....

    http://www.thesamba.com/vw/archives/lit/74_passat_finnish/passat_12.jpg

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  2. Top! Aber hat der einen 5-stelligen Tacho? Kann das sein?

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  3. Scheint so. Ist ja die ursprüngliche Druckkfassung von '73, nur eben als finnische Fassung. Es gibt ja noch diesen sehr frühen B1 mit der Fgst-Nr. 020, hat der nicht auch eine abweichende Tachoeinteilung?

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  4. Dort sahen ihn die Entwickler bzw. die Marketingexperten. Angesichts der 4-Gänge war es sicherlich das richtige Terrain. Tippe auf Spanien oder Portugal.

    http://www.thesamba.com/vw/archives/lit/1978_01_passat/seite20.jpg

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