Es hat so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte. Der Passat hat die Oldtimerbegutachtung völlig problemlos gemeistert, und das, obwohl er seit Sommer 2007 gerade mal 100 Meter aus eigener Kraft zurückgelegt hat.
Jetzt liegt aber die Prüfstelle leider nicht im Umkreis dieser 100 Meter von meinem Haus entfernt. Ich hatte gehofft, ich könnte das System mit seinen eigenen Waffen schlagen, daran bin ich allerdings gescheitert. Manchmal klappt das (eigentlich ziemlich oft), diesmal aber nicht. Ich hatte es hier mit einer Lücke zu tun, die sich durch den Regulierungswahnsinn im KFZ-Bereich geöffnet hat. Seit 1.4. ist das Kurzzeitkennzeichen nur noch mit gültiger Hauptuntersuchung zu bekommen. Ein absoluter Dummsinn, der auch nur einem weltfremden Politiker einfallen kann, der den Großteil seiner Amtszeit in irgendwelchen Bierzelten absitzt. Das muss jetzt auch echt mal so deutlich gesagt werden. Mit Kurzzeitkennzeichen konnte ich also den Wagen nicht zur Hauptuntersuchung bewegen, das war mein Argument. Das hat man wohl im Amt auch bemerkt und gegengesteuert. Doch, das geht. Ich kann ein Kurzzeitkennzeichen bekommen, darf es aber nur für die Fahrt zur Prüfstelle verwenden. 120 Euro für 3 Kilometer Fahrt. Mache ich nur, wenn ich die Straße, auf der ich ihn bewege bei dem Satz gleich dazubekomme. Ich war kurz in Versuchung, mir zwei Jungs in der Asylbewerberunterkunft zu suchen, die mir für 50 Euro die Karre die drei Kilometer auf dem Radweg zum TÜV schieben. Habe ich dann aber gelassen. Beim nächsten Mal. Bliebe dann noch die Option Fahrten im Zuge der Zulassung nach §10 FZV. Das geht aber nur, wenn dem Wagen schon eine Nummer im Landkreis zugewiesen wurde. Ich hatte gehofft, dass man das vorübergehend tun könnte, geht aber nicht, denn Überraschung, auch hier gab es eine Änderung. Das ist nur noch möglich, wenn ein Zulassungsverfahren eingeleitet wurde und das bringt mir ja nichts, weil der Wagen ja nicht zugelassen werden soll. Oder ich leite das Verfahren umsonst ein, ist sogar ein bisschen günstiger als das Kurzzeitkennzeichen und kostet nur 90 Euro. Ohne Straße. Jetzt muss ich ehrlicherweise zugeben, dass die Mädels bei uns in der Zulassungsstelle echt kulant sind. Dafür, dass sie an die Anweisungen und Bierzeltgesetze gebunden sind, können sie auch nichts. Nach zwei netten Mails bin ich persönlich vorstellig geworden. Die Option, das Fahrzeug für die eine Fahrt meiner roten Nummer zuzuschreiben, ging natürlich auch nicht. Nächste Möglichkeit: Händlerkennzeichen. Wäre möglich, doch auch hier gab es - Überraschung - eine Änderung. Die darf nur noch von den Händlern genutzt werden, was streng kontrolliert wird. O-Ton eines befreundeten Händlers: "Kinderschänder werden weniger hart bestraft als ich wenn ich dabei erwischt werde, dass ich meine rote Nummer verliehen habe."
Letzte Option: Fahrzeug auf einem Anhänger antransportieren. Genau das wollte ich ja vermeiden, denn nach der langen Standzeit hätte ich VOR der Untersuchung schon mal gerne gesehen, ob auch alles passt. Außerdem habe ich nur einen normalen Hänger. Auf- und Abladen ist ein ziemlicher Aufwand.
Jetzt mal Hand aufs Herz: kein normaler Mensch hätte sich im Vorfeld dieses Theater angetan. Es gibt genügend Möglichkeiten, ein Auto von A nach B zu bewegen. Wenn es die Gesetzeslage nicht hergibt, dann halt anders. Ich habe jedes Verständnis für jemanden, der sich da selbst bedient. Wenn einem das Gesetz keinen Spielraum mehr lässt, der aber schon mal da war, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn dieser nicht vorhandene Spielraum trotzdem ausgeschöpft wird. Egal wie. Nur mal so als Überlegung. Ich habe es dann nicht getan, wegen meines beknackten Beamtenzwangs. Und nur deswegen.
Also Wagen auf den Trailer und dann aber nicht zum TÜV, sondern zur Dekra. Aufladen, acht Kilometer hin, abladen, acht Kilometer zurück. Hat mich zweieinhalb Stunden gekostet.
Die "Zulassung" an und für sich ging dann ganz gut. Rote Nummern haben bei uns Überholrecht bei der Zulassungsstelle. Nachdem morgens um acht schon 10 Wartende ihre Nummern gezogen hatten, war das echt famos.
Bevor es nächste Woche nach Holland geht, musste ich den Wagen aber noch auf Herz und Nieren testen. Ich habe mir da eine 150 Kilometer lange, gemischte Erprobungsstrecke herausgesucht. Gemischt bedeutet, dass möglichst viele Straßen- und Fahrzustände gegeben sein sollen: kurvenreiche Nebenstrecken, steile Strecken, Bundesstraßen, Landstraßen, Innenstadtpassagen, Schnellstraßen und Autobahnen.
Der Wagen fährt sich extrem gut. Da ist kaum was ausgelutscht, 75Ps holen aus den 800km Leergewicht überraschend viel heraus, er hat ne gute Straßen- und Kurvenlage und beschleunigt sauber. Auf der Autobahn macht er 180 laut Tacho, die Reisegeschwindigkeit von 140 hält er gut mit Reserven nach oben und einer erträglichen Geräuschkulisse. Er hängt gut am Gas, bremst sauber und tut alles, was man von einem fast 38 Jahre alten Wagen erwartet. Zwei, drei Kleinigkeiten waren da, die haben sich aber von selbst behoben, beziehungsweise lassen sich ohne großen Aufwand beheben. Zum einen gingen die Bremsen vorne nicht ganz frei. Das hat sich weitestgehend gelegt, eine Überholung der Bremssättel ist beizeiten sicher keine schlechte Idee. Zum anderen lässt sich der Rückwärtsgang bisweilen ganz schön reinbetteln. Das ist aber so minimal, da könnte ich schon Erfolg haben, wenn ich oben an der Schaltkulisse etwas nachjustiere. Ein Kaufangebot habe ich übrigens von einem Österreicher an der Raststätte auch erhalten, da wäre ich aber natürlich schön blöd.
Ein paar nette Fotos sind auch entstanden, die ich hier niemandem vorenthalten möchte:
Die Probefahrten führen mich gerne auch in die Nähe von Clubfreunden. Bisschen quatschen, Kaffee trinken, über die auftretenden Probleme fachsimpeln und wenn unterwegs doch mal was ist, dann hat man gleich Zugriff auf Werkzeug, Ersatzteile und Werkstatt. Die Route hat mich auch nach Hilpoltstein geführt, ganz klar, dass ich dem Günter einen Besuch abgestattet habe. Eigentlich wollte ich ihm seine Polsterreinigungspaste zurückbringen, die habe ich dann aber gleich mal in der Garage liegengelassen. Egal, man wird sich ja noch öfters sehen.
Beim Günter steht auch einiges herum an Altblech, außerdem hat er gerade ein ganz besonderes Projekt am Laufen. Wer denkt, ich hätte schon einen an der Latte, der soll sich das mal geben:
Der baut sich aus einem abgeschnittenen Passat einen Schlafanhänger, der zu seinem Zugfahrzeug passt: einen frühen 32b 2-türer. Das ist absolut sauber und ordentlich gemacht und jedes Mal beeindruckend zu sehen. Ich freue mich jetzt schon drauf, wenn der mal fertig ist.
Der hat auch einen Bezug zu mir, der kommt nämlich aus Eichstätt. Vermittelt durch einen Clubkameraden aus Neustadt an der Waldnaab, der dem Auto hinterhergefahren ist als die Besitzerin dort im Urlaub war. Er hat mir dann ihre Telefonnummer gegeben, die ich wiederum dem Günter gegeben habe weil ich wusste, dass er so ein Auto für sein Projekt sucht. So läuft das bei uns ;-).
Abtransportiert haben wir den dann zusammen im Dezember 2012 bei Eis und Schnee...
Was ich jedoch als positive Änderung sehe, ist dass man die eVB Nummer inzwischen online kriegen kann. Ich habe die Versicherung für mein Kurzzeitkennzeichen zum Beispiel hier beantragt und auch sehr schnell erhalten. Ist immer noch besser, verglichen mit früher.
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