Freitag, 3. April 2015

Dreieinhalb Jahre war ich clean...

... und habe kein Auto gekauft. Das ist echt ne Leistung, doch dann wurde ich schwach. Vor einigen Wochen erreichte mich eine Email, in der ich gefragt wurde, ob ich Interesse an einem Passat B1 hatte. Hatte ich eigentlich nicht, der Wagen stand noch dazu relativ weit von mir weg und so habe ich etwas lustlos und eher routinemäßig nach den Eckdaten gefragt. Folgende Email kam dann zurück:

Hallo Johannes,
hier weitere Daten über den Passat.
Zulassung Juli 1978, Typ B, S, rechteckige Scheinwerfer
Kilometerstand 54.000 (sog. Opawagen)
Farbe weiss, Schiebedach (zum Kurbeln).
Fahrzeugbrief ist vorhanden.
Alles Original, ein Heckteil wurde neu lackiert.
Der Wagen steht seit ca. 15 Jahren still, da ein Defekt aufgetreten ist:
Ein Plastikteil am Schaltgestänge ist kaputt (Teile-Nr. 823.711.281 c)
Das Teil sollte damals nur ein paar Mark kosten, war aber nirgends aufzutreiben.
Die Batterie habe ich anderweitig verwandt. Seit damals steht der Wagen in einer Garage.
Ich habe keinen Rost gesehen, die Polster haben leichte Stockflecken, das Originalradio hat einen losen
Senderknopf, die Reifen werden langsam platt, sonst scheint mir der Wagen o.k.
Leider habe ich kein Smartphone, um dir Fotos zu senden (ich bin Neueinsteiger in der DV).
Ich wohne im Kreis Neuwied Rhein
LG Jürgen


Ich hätte mal besser nicht fragen sollen, denn mit jeder Email und dem später folgenden Telefonat erschien mir der Wagen immer attraktiver. Ich war gefangen, wie man so schön sagt und so wurde ein Besichtigungstermin vereinbart. Mein Terminkalender war ziemlich voll, das hat mich aber nicht davon abgehalten, nach Schulschluss am Freitag und vor dem Tag der offenen Tür am Samstag um 9.00 Uhr mit anschließender Abfahrt in die Schweiz übers Wochenende zum Skifahren noch schnell dazwischen die 1000km in die Nähe von Bonn abzureißen. Die Anreise war schon ganz spannend, denn nach einem LKW-Brand direkt an einem Autobahnkreuz mit anschließender, eigenmächtiger Abkürzung über den Grünstreifen um die Fahrbahn zu erreichen, ging dann auf einmal und 10km vorm Ziel plötzlich gar nichts mehr, damit hatte ich absolut nicht gerechnet:


     
Spannend war auch die anschließende Besichtigung, denn eines war ganz schnell klar: nämlich, dass ich den da nicht stehenlassen werde. 





Bei einem Kaffee ging es zunächst an die Sichtung der Papiere (vom Kaufvertrag über das Originalprospekt von damals bis hin zum letzten TÜV-Bericht war noch alles da, sowie ich es mag) und dann an die Preisverhandlung. Die war etwas ungewöhnlich, denn der Verkäufer wusste nicht wirklich, was er verlangen sollte. Wir hatten im Vorfeld vereinbart, dass wir uns auf einen fairen Preis einigen, der für beide Seiten gut ist. Das war nicht so einfach, nach einigem hin und her sind wir uns dann aber einig geworden. Fürs Erste, denn ich musste schnell wieder heim und konnte den Wagen ja nicht gleich mitnehmen.

Als Termin wurde der Dienstag in der ersten Ferienwoche vereinbart und so habe ich mein Werkzeug eingepackt, den Anhänger mitgenommen und dann konnte es losgehen. Ich wusste ja nicht, dass ich mir einen der dümmsten Tage des Jahres ausgesucht hatte mit Sturmböen und Starkregen. Je weiter es aber Richtung Norden ging, um so besser wurde das Wetter und so konnte ich den Wagen auch ganz gut aufladen. Mit dem Mehrzweckanhänger dauert das immer ein bisschen, aber ich hatte ja diesmal Zeit. Erst mal den Wagen aufbocken und den ersten Gang per Hand von unten rausnehmen. Mit der defekten Schaltung ließ sich der noch einlegen, aber nicht mehr herausnehmen. Dann erst mal im Hof mit Muskelkraft drehen. Mit sehr viel Muskelkraft, denn die Reifen waren recht platt. Ich hatte extra einen Kompressor mitgenommen, jedoch hat der Wagen in seiner Grundausstattung keinen Zigarrenanzünder. Und das in den 70ern. Verdammt, hätte ich das gewusst,hätte ich ihn nicht genommen... ;-).





Nachdem das Geschäftliche erledigt war, ging es erst mal zum Fotoshooting runter an den Rhein.



Und wieder auf die Fähre, bei der Überfahrt zwei Wochen vorher habe ich schon gleich mal gefragt, ob sie Hänger auch mitnehmen...


Als der Kassierer kam, meinte er "Oh, ein Passat!". "Ja, gleich zwei" war meine Antwort.

Der Wagen wird mich die kommenden Wochen sicher beschäftigt halten, ein bisschen Arbeit ist schon dran. Mal sehen, vielleicht ist das ja der Wiedereinstieg in die Blogwelt...





9 Kommentare:

  1. Jawoll, jetzt geht´s hier wieder rund.
    Seltenes Stück in tollen Zustand. Ich kann Dich verstehen.

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  2. Sehr selten. Sogar mit Schiebedach.

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  4. Kein Zigarrenanzünder.
    Keine Zeituhr.
    Kein Scheibenwischerintervallschalter.
    Keine Verkleidung innen an A-,B-,C-Säulen.
    Kontaktschalter für Innenbeleuchtung nur an der Fahrertür.
    ...nicht zu vergessen die formschönen Türgriffe innen.

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  5. Ja, da muss man erst mal suchen, was man eigentlich nicht hat ;-)

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  6. Hey, das ist ein "S"!

    (Nicht Sportline, Highline,...)

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  7. Ja, ich weiß ;-). Suchen, was man nicht hat, macht aber Spaß!

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  8. Immer noch hin und weg.

    Kann es sein, dass der Wagen nicht mal Einstiegsleisten hat? Ich meine nicht die schwarze Leiste, welche den Teppich fixiert.
    Die Einstiegsleiste sitzt noch vor dem Gummi, war anfangs aus Alu, später aus Kunststoff.

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  9. Ich auch ;-). Nein, die hat der nicht. Und auch nur einen 5-stelligen Kilometerzähler.

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