Dienstag, 5. Februar 2019

Die Rocky Horror Bremsen Show

Wenn ein Auto nicht ordentlich bremst, dann ist das - sagen wir mal - eher suboptimal. Auch wenn das hier keine Seltenheit darstellt. Gar nicht so selten sitze ich immer wieder mal in einem Taxi, dessen Bremssystem mit Metall auf Metall arbeitet. In extremen Fällen wirkt die Handbremse als zusätzlicher Absichtsverstärker. Muss ich aber nicht haben, also zumindest nicht auf Dauer. Einmal hat mir bei unserer Tour im Dezember gereicht, also habe ich bei dem Busteilehändlerfreund meines Vertrauens um die Ecke diverse Ersatzteile bestellt: einen neuen Hauptbremszylinder (25 Euro), Bremsbeläge (3,50 Euro), 2 Liter Bremsflüssigkeit DOT 3 (7,50 Euro), zwei Bremsschläuche (5,00 Euro) und diverse Kleinteile. Zwei Bremssättel hatte ich mir im August bereits aus Deutschland mitgebracht sowie einen neuen Ausgleichsbehälter und weitere Bremsschläuche. Ein EezyBleed-Gerät hatte ich dann auch noch im Gepäck. So ausgerüstet konnte die Komplettüberholung beginnen.

   
Als erstes war die rechte Seite dran. Bei einseitig ziehenden Bremsen hätte man den Sattel zumindest überholen müssen und auch können, ich hatte den Dichtsatz schon parat, aber in Ermangelung einer richtigen und vor allem sauberen Werkstatt wollte ich mir das bei dem ganzen Sand und Staub, der hier allenorten durch die Gegend wirbelt, nicht antun.


Ein Blick auf den Sattel machte die ganze Sache nicht wirklich besser.


Hier ist mir zu allem Überfluss im Sommer auch noch ein Entlüftungsnippel abgerissen. Und so sah die ganze Sache dann schon wesentlich besser aus:


Gleiches Spiel auf der linken Seite, hier fiel mir die Staubschutzmanschette schon gleich nach dem Abhebeln des Sattel entgegen.


Bevor der neue Bremsschlauch montiert werden konnte, musste die Bremsleitung erst einmal auf Spur gebracht werden.



Als ich gerade dabei war, die Bremsleitung in Position zu bringen, fiel mein Blick auf den oberen Federteller. Der sieht auch nicht wirklich original aus.

 
Aber funktioniert, dann ist mir das auch egal. Das Endergebnis war dann auch auf der linken Seite ganz ansehnlich.


Auch der Wechsel der Bremsbeläge war kein wirklicher Luxus mehr und bot sich beim Tausch der Bremssättel natürlich an.


Nach den ersten zwei Stunden sah man dann auch, dass hier ganz anständig gearbeitet wurde, wobei der Passat als perfekter Werkstattwagen seinen Dienst tat. 


Als nächstes war dann der Hauptbremszylinder an der Reihe. Wie auch die beiden Bremssättel trug er noch die originale VW-Prägung. Originalteile sind zwar immer besser als Nachbau, aber nach fast 42 Jahren haben die ihre Schuldigkeit getan.


In diesem Zug sollte dann auch der Ausgleichsbehälter getauscht werden. Der verbaute tat zwar seinen Dienst, aber Nachfüllen war jedes Mal mit viel Kleckerei verbunden. Und nachdem der Behälter beim T2 innen unter dem Fahrersitz sitzt, möchte man da eigentlich tendenziell eher keine Bremsflüssigkeit verkleckern.

 
Auch das zurechtgebogene Sägeblatt als Halterung war jetzt eher auch nicht so meine Sache.


Inzwischen war genug Bremsflüssigkeit gesammelt, so dass sich diese auch setzen konnte. Eigentlich muss sich da nichts setzen, aber in diesem Fall tat sie das und das Ergebnis war durchaus ernüchternd.


Ich habe schon viel alte Bremsflüssigkeit gesehen. Von Pechschwarz bis naturtrüb, aber ein Drittel Wasseranteil hatte ich jetzt auch noch nicht. Keine Ahnung wie lange die Suppe hier schon im System war, zumal wir ja in den ariden Tropen wohnen, aber 10-15 Jahre möchte ich fast mal schätzen. Kein Wunder, dass das Pedal durchging. Das würde ich an dessen Stelle auch tun.

Und funktionierende Bremsen sind hierzulande wirklich wichtig. Ich meine, sie sind ja überall auf der Welt wichtig, aber hier besonders, da man immer mit unerwarteten Überraschungen rechnen muss. So wie kürzlich, als mir im späteren Feierabendverkehr auf der vielbefahrenen Kobri Gamma ein Selbstmörder vor das Auto sprang. Dachte ich zumindest, denn das war ziemlich knapp, doch der wollte sich gar nicht umbringen (auch wenn er auf dem besten Wege dazu war), sondern für seinen Kumpel, der wohl gerade geheiratet hatte, mal kurz die dreispurige Fahrbahn sperren, dass dieser ein unvergessliches Foto mit seiner frisch angetrauten Ehefrau machen konnte.

 
Aber zurück zum Thema. Der neue Ausgleichsbehälter war einbaufertig, der Hauptbremszylinder ebenso, die Arbeiten konnten in die zweite Runde gehen.




Der aufmerksame Beobachter wird bemerken, dass im Bild vorne rechts noch ein Anschluss frei ist. Das war dann auch ein bisschen blöd, weil der neue Hauptbremszylinder eine Bohrung zu viel aufwies. Eine passende Verschlussschraube hatte ich nicht zur Hand und somit war klar, dass die Arbeiten an diesem Tag nicht mehr zu einem Abschluss kommen würden. Egal. Als nächstes standen die Bremsschläuche auf dem Programm. Ich hatte noch überlegt, ob ich die wirklich austauschen sollte, als der erste dann aber ausgebaut war, war mir klar, dass ich da offensichtlich kurz in deutsche Denkmuster verfallen war. Wie konnte ich auch nur einen Moment überlegen?


Angesichts dieser zirkusreifen Verlegung der Bremsleitungen (die zu meinem Erstaunen ziemlich problemlos aufgingen), stellt sich die Frage, ob man die nicht auch gleich hätte mit erneuern können. Aber wir wollen es ja mal nicht übertreiben.




Hinten musste ich dann feststellen, dass ich einen Bremsschlauch falsch bestellt hatte. Dann lohnt sich wenigstens der Gang zum Händler. Ich wollte das aber schnell über die Bühne bringen, denn es war Sandsturm angesagt und das System offen. Das Letzte, was ich haben wollte, war Sandstaub im Bremssystem.

Aber mein Händler hat ja nahezu jedes Teil da und für jedes Problem eine Lösung. Für den offenen Anschluss im Hauptbremszylinder gab er mir einen weiteren Bremslichtschalter mit (gebraucht und dafür geschenkt, es ging ja lediglich um die Dichtigkeit) und auch den Bremsschlauch hatte er vorrätig. Es ist ungemein praktisch, wenn es weder Ladenöffnungszeiten noch wirklich Feiertage gibt, an denen die Geschäfte geschlossen hätten. So konnte ich die Teile am Freitag Abend noch mitnehmen. 
Und so konnte ich die Arbeiten sogar am nächsten Tag abschließen. Premiere für die Verwendung des Eezylbleed. Zuhause in meiner Werkstatt arbeite ich mit einem System, das die Bremsflüssigkeit ansaugt, mit einem Drucksystem hatte ich noch nicht gearbeitet.


Und schon gleich gar nicht, wenn die hierfür benötigte Druckluft aus dem Reserverad kommt.


Aber das funktioniert astrein. Man muss nur immer wieder mal den Reifen neu aufpumpen. Das System sollte nicht mit mehr als 1,4 Bar arbeiten und die waren dann jedes Mal auch relativ schnell weg. Dann noch die hinteren Trommelbremsen eingestellt (beim T2 sind die noch nicht selbstnachstellend) und dann war es an der Zeit für die erste, kurze Probefahrt. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Jetzt bremst der Wagen auch, wenn man auf das Pedal steigt. So gut, dass mit der Wäschekorb mit den notwendigen Utensilien von der zweiten Rücksitzbank geschleudert wurde.

Und schließlich kam dann auch noch der Sandsturm - da ich meine Schäfchen im Trockenen hatte war mir das dann auch egal. Fast, denn so richtig angenehm ist das nicht. Es hängt dann überall dieser feine Sandstaub. Im Auto, in der Wohnung, auf den Möbeln... gut, dass ich nicht selber putzen muss. 




3 Kommentare:

  1. Was sind denn das überhaupt für Federn an der VA?
    Hat es die Drehstabfedern zerlegt?

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  2. Das ist eine echt spannende Frage. Mir ist das bislang gar nicht aufgefallen. Das sieht von der Aufhängung auch nicht gebastelt aus, sondern ganz solide, was eigentlich dagegen spricht, dass es hier gemacht wurde.

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  3. Ich habe das gerade mal verglichen. Es sieht so aus als ob anstelle des originalen Stoßdämpfers einer mit Feder verbaut wurde. Warum weiß nur Allah.

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