Mittwoch, 13. Februar 2019

Er läuft und läuft und läuft...

Seit August 2016 habe ich den Passat jetzt hier. Und er tut genau das, wofür er gebaut wurde: er verrichtet klaglos seinen Dienst, Tag für Tag. 25.000 Kilometer habe ich ihn seitdem bewegt, was angesichts der schlechten Straßenverhältnisse, des schlechten Benzins und der klimatischen Verhältnisse einem Äquivalent von rund 100.000 Kilometer in Deutschland entsprechen dürfte.

Und er wird nicht geschont. Ich habe ihn mehrmals durch die Wüste gescheucht.

  

Bis auf Schweißarbeiten am Auspuff und regelmäßigen Ölwechseln standen bislang keine Reparaturen an. Einzige Ausnahme: die Klimaanlage. Was hat die mich geärgert! Aber da kann das Auto nichts dafür. Ich hätte einfach keine gebrauchte, 30 Jahre alte Anlage verbauen dürfen. Denn die arbeitet im Sommer hier auf Hochtouren, es mag dran liegen, dass mittlerweile eine vier ganz vorne bei meinem Alter steht, aber ich möchte und könnte ohne Klimaanlage bei 40 Grad nicht mehr durch die Gegend fahren. 
Als erstes hat eine Klimaleitung den Geist aufgegeben, dann der Kompressor. Er wurde gegen ein Gebrauchtteil ersetzt. Allein das war schon so eine Nummer für sich, denn als ich das Auto wieder bekommen habe, fehlte die Drehmomentstütze. Da ich die selbst angefertigt habe, konnte ich auch nicht so leicht einen Ersatz finden. Bei dem Mechaniker habe ich nur großes Unverständnis geerntet, als ich das Ding aus dem Schrotthaufen gezogen habe. Das braucht kein Mensch meinte er. Ich sah das aber anders.
So richtig glücklich wurde ich aber nicht. Immer wieder ging die Anlage leer, die haben da irgendwelche Kältemittel eingefüllt, die bei uns schon seit Jahrhunderten verboten sind. Im September habe ich dann Nägel mit Köpfen und einen Rundumschlag gemacht. Schläuche neu, Kompressor neu, Trockner neu. Und mit R134a befüllt. 

     


Seitdem läuft die Anlage, aber auch hier gibt es natürlich wieder eine coole Geschichte dazu, ohne geht das ja nicht. Als der Passat aus der Werkstatt kam, wurde ich mit folgenden Worten begrüßt:"alles in Ordnung, jetzt funktioniert auch die Drehzahlanhebung wieder wenn der Kompressor taktet. Kein Wunder, dass die nicht ging, die war ja total falsch verkabelt." 
Abgesehen davon, dass ich gar keine Drehzahlanhebung verbaut hatte, war die Aussage total falsch verkabelt aus dem Mund eines Ägypters etwas. das mir zu denken gab. Und das war auch gerechtfertigt. Nicht nur hatte der Mechaniker das Taktventil der Katalysatorregelung als Vorrichtung zur Drehzahlanhebung misinterpretiert, darüber hinaus griff er auch noch so tiefgreifend in das Unterdrucksystem und die Elektrik des Vergasers ein, dass es mich zwei Nachmittage kostete, das alles wieder in den Urzustand zu versetzen. 
Hat übrigens jemand auf dem vorletzten Bild den Lumpen entdeckt, den der Mechaniker im Motorraum vergessen hat? 

 Im November hatte ich dann von den Schonbezügen genug. Gerade mal zwei Jahre Sonnenexposition hatte diese vom ursprünglichen schwarz in ein hässliches grau verfärbt. 

   

Im nördlichen Teil von Downtown gibt es einen großen Autoteilemarkt. Dort gibt es nichts, was es nicht gibt. Als Ausländer erregt man dort zwar ungefähr so viel Aufsehen wie ein Bischof im Freudenhaus, aber die Besuche lohnen sich jedes Mal außerordentlich. Man muss nur aufpassen, dass man nicht zu viel bezahlt. 
Mit neuen Schonbezügen bewaffnet trat ich den Heimweg an und schritt auch gleich zur Tat. 




Im November kam dann doch noch ein erstes technisches Problem. Endlich, das wurde ja langsam schon langweilig :-).
Bei Vollbeschleunigung hatte ich bis etwa 2000 Umdrehungen Leistungseinbußen, die über 2000 dann schlagartig verschwanden, doch der Motor hing sehr giftig am Gas. Es gab keine harmonische Leistungsentfaltung mehr. Ich hatte die Zündung in Verdacht und habe dann erst einmal die üblichen Verdächtigen getauscht.

 

Damit war das Problem dann zunächst behoben, aber nicht lange. Ich habe die wichtigsten Betriebsteile gebraucht hier und ein Tausch der Zündspule brachte die erhoffte Lösung des Problems. So konnte es dann problemlos nach Hurghada gehen. Ich habe in Deutschland sicherlich 10 gebrauchte Zündspulen liegen und so habe ich an Weihnachten in die Teilebox gegriffen, um mein Sortiment in Kairo wieder zu vervollständigen. Und wie es der Teufel wollte, zeigte auch die getauschte Zündspule kurz darauf dieselben Ausfallerscheinungen. Und da der Teufel ja bekanntlich ein Eichhörnchen ist, war die aus Deutschland mitgebrachte Zündspule komplett defekt. Es musste also Ersatz her. Mein Busteilehändler konnte mir weiterhelfen und ein Neuteil besorgen, das ich allerdings ziemlich skeptisch in Augenschein nahm, als er mir es präsentierte.
Normalerweise sehen die Zündspulen folgendermaßen aus:

     
Das Neuteil erinnerte mich eher an eine Erfindung von Daniel Düsentrieb:


Es sieht komisch aus, verrichtet aber einwandfrei seinen Dienst.


Nach drei Jahren wollte ich dann auch mal die Bremsflüssigkeit wechseln und zumindest mal prüfen, wieviel Material da noch auf den Bremsbelägen ist, in welchem Zustand die Bremsschläuche sind und ob noch alle Gummilager in einem Zustand sind, der nicht unmittelbar besorgniserregend ist. 
Die Suche nach Bremsflüssigkeit der Spezifikation DOT4 gestaltete sich nicht als so ganz einfach, scheinbar verwendet man hier überwiegend DOT3. Die kann man zwar mischen, ich wollte aber kein unnötiges Risiko eingehen. Bei einem Onlinehändler mit eigenem Lieferservice (die ägyptische Post ist nicht gerade für ihre Zuverlässigkeit bekannt - ich warte seit Dezember 2016 auf ein Päckchen) wurde ich dann fündig.

  
Mit meinem Entlüftungsgerät bewaffnet schritt ich dann zur Tat.




Der Ausfluss war weniger besorgniserregend als bei meinem Bus, doch ein Wechsel der Bremsflüssigkeit war sicherlich kein überflüssiges Unterfangen.


Als der Kupplungsnehmerzylinder an der Reihe war, fielen mir dann Fettflecken an der Antriebswellenmanschette auf. 


Vor über einem Jahr bemerkte ich die ersten feinen Risse im Gummi. Damals habe ich mir dann sicherheitshalber gleich einen Reparatursatz aus Deutschland mitbringen lassen. So lange hat das noch gehalten, jetzt war aber endgültig Schluss. Und nachdem ich dieses Wochenende nach Hurghada möchte, wollte ich das vorher noch erledigen. Bei dem Sand und Staub in der Luft hat das Halbwellengelenk nur eine ganz kleine Überlebenschance wenn der Gummi ganz reißt. 

    
Da es schon später Nachmittag war, habe ich diese Arbeit auf den folgenden Tag verschoben. Denn ein Ölwechsel stand schließlich auch noch an.

 
Das Wechselintervall beträgt hier 5000km. Bei Longlife-Ölen 10.000km. Dieses fahre ich, aber nach 8000km hat mich der Mut verlassen. Da schwamm eine dermaßene Brühe in der Ölwanne herum, dass ich vielleicht doch schon früher an einen Wechsel hätte denken sollen. Meine Hydrostößel machten mich zumindest akustisch auf die Notwendigkeit einer neuen Füllung aufmerksam.

Ich habe sicherlich schon an die 50 Achswellenmanschetten erneuert, aber an der freien Luft und ohne Schraubstock war auch für mich Premiere. Geht aber eigentlich genau so. MAn muss nur ein bisschen mehr mitdenken.





 


Und wenn man mal anfängt, findet man dann doch noch mehr. Als nächstes stehen mir Reparaturen an der Kupplungshydraulik ins Haus.
Trotzdem kein Grund zum...

 

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